Schlaganfall und Epilepsie - Diagnostische und therapeutische Aspekte
P. Bülau Westerwaldklinik, Waldbreitbach
Zusammenfassung Bis zu 70% der Erstmanifestation von epileptischen Anfällen im höheren Lebensalter entstehen auf dem Boden eines zerebralen Gefäßprozesses. Insgesamt kommt es in 516% der Schlaganfälle zu epileptischen Anfällen. Frühanfälle innerhalb der ersten 14 Tage nach dem Ereignis münden selten in eine chronische Epilepsie. Spät-anfälle treten eher als komplex fokale, oft sekundär generalisierte Anfälle auf und gehen in der Mehrzahl in eine Epilepsie über. Prädiktoren für eine Epilepsie sind ausgedehnte kortikale Läsionen und ein hoher Behinderungs-Score. Die prophylaktische Gabe von Antiepileptika hilft zwar, das Auftreten von Frühanfällen zu reduzieren, kann aber das Auftreten von späten Anfällen nicht verhindern. Eine Behandlung von Frühanfällen außerhalb der Akutintervention scheint nicht empfehlenswert, Spätanfälle sollten bereits nach dem ersten Anfallsereignis behandelt werden. Zur Behandlung sollten Medikamente ohne neurologische Toxizität, insbesondere ohne kognitive Beeinträchtigung, mit niedriger Proteinbindung und geringem Medikamenteninteraktionspotential gewählt werden. Die meisten neuen Antiepileptika haben ein günstigeres Nebenwirkungsprofil und geringeres Interaktionspotential als Standardsubstanzen wie Phenytoin, Phenobarbital, Valproat und Carbamazepin. Bei der Sekundärprophylaxe und der Behandlung des Risikoprofils soll bei der Auswahl von Internistika und Neuropsychopharmaka Substanzen gewählt werden, die nicht iktogen wirken und ebenfalls kognitiv inert sind. Schlüsselwörter: Vaskuläre Epilepsie, Frühanfälle, Spätanfälle, neue Antiepileptika, kognitive Nebenwirkungen, Interaktionspotential, iktogene Komedikation
Post stroke epilepsy Diagnostic and therapeutic aspects P. Bülau
Abstract Cerebrovascular disorders cause more than 70% of epilepsy in elderly people. Epileptic seizures occur in 516% after stroke. Early seizures within 14 days poststroke rarely develop to chronic epilepsy. Late seizures are mainly complex partial seizures with secondary generalization with high probability for chronic epilepsy. Gross cortical lesions and an initial high disability score are valid predictors for developing poststroke epilepsy. Prophylactic antiepileptic treatment reduces the occurrence of early seizures but not late seizures. A chronic antiepileptic treatment of early seizures is not to recommend. But antiepileptic drug treatment (AED) should start after the first late seizure because of the high risk for chronic epilepsy. First line treatment should avoid neurotoxicity rsp. cognitive side effects which could deteriorate restorative processes. For potential comedication AEDs should have low protein binding and low interaction property. New AEDs seem to impair cognition less than the traditional AEDs like phenobarbital, phenytoin, carbamazepine or even valproate. Finally, accompanying treatment of stroke risk factors and neuropsychopharmacotherapy should be chosen carefully, according to cognitive impairment as well as ictogenesis. Key words: vascular epilepsy, early seizures, late seizures, new antiepileptic drugs, cognitive side effects
Neurol Rehabil 2002; 8 (6): 277-290
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