Der Einfluß von Trachealkanülen auf die Schluckfrequenz bei neurogenen Schluckstörungen
R. O. Seidl1, R. Nusser-Müller-Busch2, A. Ernst1 1Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Unfallkrankenhaus Berlin 2Abteilung für physikalische Therapie und Rehabilitation, Unfallkrankenhaus Berlin
Zusammenfassung Hintergrund: Der Einfluß von Trachealkanülen auf das Ausmaß einer Schluckstörung wird in verschiedenen Untersuchungen unterschiedlich beurteilt. Ursache für diese unterschiedlichen Ergebnisse sind die gewählten Untersuchungsmethoden, inhomogene Patientengruppen und pathophysiologische Vorstellungen. Patienten und Methode: In der vorliegenden Untersuchung wurden 10 tracheotomierte Patienten mit einer neurogenen Schluckstörung nach einem Hirninfarkt oder einem SHT mit einem Frühreha-Barthelindex unter -200 Punkten und einer Schluckfrequenz von weniger als eins in fünf Minuten untersucht. Gemessen wurde die Schluckfrequenz in einem Zeitraum von fünf Minuten mit und ohne Trachealkanüle. Ergebnis: Nach Entfernung der Trachealkanüle und Verschluß des Tracheostomas kam es reproduzierbar zu einer Zunahme der Schluckfrequenz. Bei Wiederholung an aufeinanderfolgenden Tagen kam es zusätzlich zu einem Anstieg der Zunahme der Schluckfrequenz. Als Ursache für dieses Verhalten kann die Änderung der sensiblen Rezeption im Kehlkopf durch Änderung des Ausatemstromes angenommen werden. Fazit: Die vorliegende Untersuchung legt das Entblocken und Verschließen oder Entfernen der Trachealkanüle und Verschließen des Tracheostomas in der Therapie von neurogenen Schluckstörungen nahe. Untersuchungen von Schluckstörungen sollten ebenfalls bei entblockter und verschlossener oder entfernter Trachealkanüle durchgeführt werden. Schlüsselwörter: Dysphagie, Tracheotomie, Schluckfrequenz, Facio-Orale-Trakt-Therapie, F.O.T.T.
The influence of tracheostomy tubes on swallowing frequency in patients with neurogenic dysphagia R. O. Seidl, R. Nusser-Müller-Busch, A. Ernst
Abstract There are diverging results in the literature about the influence of tracheostomy tubes on dysphagia. This diversity is based on different methods applied, non-homogeneous populations investigated and differing pathophysiological conceptions underlying these studies. It was therefore the aim of the present paper to investigate patients with neurogenic dysphagia (after stroke or head injury), an Early Reha Barthel Index of less than -200 points and a swallowing frequency of less than one in five minutes. We compared the swallowing frequency in these patients over five minutes with/without tracheostomy tubes inserted. After removal of the tracheostomy tubes, the swallowing frequency increased significantly. When this maneuver was repeated within the next five days, the swallowing frequency increased additionally. This phenomenon could be based on an improved sensibility of the pharyngeal mucosa after normal exspiration following the removal of the tracheostomy tubes. We conclude that a removal or deflating the cuff of the tracheostomy tubes can improve the rehabilitation of neurogenic dysphagia. Moreover, clinical examinations of dysphagic patients should also be performed after removal or deflating the cuff of the tracheostomy tubes. Key words: dysphagia, tracheotomy, swallowing frequency, facial oral tract therapy, F.O.T.T.
Neurol Rehabil 2002; 8 (6): 302-305
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