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ZEITSCHRIFTEN / Neurologie & Rehabilitation / Archiv / 2014_5 / Abstract 1
 

Neurol Rehabil 2014; 20 (5): 239-245                                                                     SCHWERPUNKTTHEMA


Physiotherapie bei Multipler Sklerose – konventionelle und moderne Verfahren

K. Gusowski

Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof, Bad Wildbad


Zusammenfassung
Die äußerst variable Symptomatik der Multiplen Sklerose erfordert vom Therapeuten eine solide Kenntnis unterschiedlicher Konzepte und Methoden ebenso wie einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung. Konventionelle (traditionelle) Konzepte basieren auf der empirischen Beobachtung ihrer Begründer und deren Nachfolger. Sie bieten eine Fülle unterschiedlicher Vorgehensweisen zur Stimulation und Lenkung neuronaler Plastizitätsvorgänge im zentralen Nervensystem (ZNS). Ressourcenorientiert versuchen sie die Bahnung einer möglichst normalen Haltung und Bewegung, sind also restituierend tätig. Diese Konzepte sind sehr komplex und einer wissenschaftlichen Untersuchung nur schwer zugänglich. Am Beispiel des Bobath-Konzepts wird die zeitgemäße Betrachtungs- und Behandlungsweise dieser konventionellen Konzepte dargelegt. Moderne und oftmals wissenschaftlich untersuchte Verfahren werden häufig in Konkurrenz zu den etablierten konventionellen Konzepten betrachtet. Sie verfolgen sowohl den bahnenden Anspruch als auch die Verbesserung der Quantität der Patientenleistungen. Ein offenes Denken erlaubt dem Behandler, die Vorteile all dieser Verfahren zu erkennen und zum Nutzen am Patienten einzusetzen, oftmals auch nebeneinander innerhalb einer Behandlung.
Standardisierte Messungen lassen den Wert eines Behandlungsprogramms schnell erkennen und leiten den Therapeuten bei der Auswahl seiner Konzeptbausteine. Sie ermöglichen auf der anderen Seite auch die Sammlung von Daten und deren statistische Auswertung. Mit ihnen lässt sich der Wert der konventionellen wie auch der modernen Verfahren untersuchen und belegen. Am Beispiel der positiven Auswirkungen auf die Gangparameter und das Gleichgewicht wird in einer ersten Studie die konventionelle Therapie betrachtet, im Schwerpunkt nach dem Bobath-Konzept, und auf dem Hintergrund aktueller Studien diskutiert. Eine zweite Studie vergleicht die Zugewinne in der Hand- und Armmotorik bei Einsatz eines modernen Verfahrens, der »Constraint-Induced Movement Therapy (CIMT)« zwischen Schlaganfallpatienten und Patienten mit MS. Beide Gruppen erzielen statistisch und klinisch signifikante Zugewinne in einem multidisziplinären und an die MS-Probleme adaptierten Vorgehen.
In der Tradition der evidenzbasierten Therapie zeigen beide Studien auf, dass das Zusammenbringen der klinischen Expertise mit dem durch Studien erworbenen Wissen die beste Vorgehensweise ist (best practice). Voraussetzung dafür ist ein hoher Schulungsgrad des Therapeuten.

Schlüsselwörter: Multiple Sklerose, konventionelle Physiotherapie, Laufbandtraining, Gehvermögen,
CIMT, Hand-/Armfunktion

 

Physiotherapy in multiple sclerosis – an overview of traditional and modern concepts

K. Gusowski

Abstract
The large variability of multiple sclerosis (MS) symptoms requires a solid knowledge of different concepts and methods on the one hand, and an overview of current research on the other hand. Conventional (traditional) concepts are based on empirical knowledge and offer different approaches to stimulate and facilitate neuronal plasticity within the central nervous system (CNS). Orientated to the patients’ resources, they aim to facilitate posture and movement as normal as possible. These concepts are complex and not easily accessible to scientific investigations. Modern and scientifically investigated therapies are often thought to be in contrast to the conventional concepts. By using the Bobath concept as an example, the appropriate approach and treatment will be demonstrated. An open minded therapist will realize the advantages of all these treatments and use them jointly to offer the best practice to the patient.
Standardized measurements are useful to evaluate the efficacy of treatment and help the physiotherapist in choosing the individual components for treatment. On the other hand, they provide data allowing the statistical evaluation of conventional and modern treatments as well. For this purpose, two examples are given. The first one demonstrates the positive impact of conventional physiotherapy according to the Bobath concept on gait and balance which is discussed on the background of current studies. The second example compares the effects of »constraint induced movement therapy« (CIMT) in MS patients with those of stroke patients. With this modern technique, statistically and clinically significant improvements in hand and arm function according to the action research arm test (ARAT) could be seen in both groups.
These two examples highlight the necessity to bring together both, clinical expertise and the results of scientific research in order to find the best treatment for the individual patient.

Keywords: multiple sclerosis, conventional physiotherapy, treadmill training, gait, CIMT, hand and arm function

© Hippocampus Verlag 2014


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