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ZEITSCHRIFTEN / Neurologie & Rehabilitation / Archiv / 2017_1 / Abstract 2
 

Neurol Rehabil 2017; 23 (1): 9-18                                                                           SCHWERPUNKTTHEMA


 

Dosis-Wirkungs-Beziehungen in der Neurorehabilitation kognitiver Funktionen am Beispiel des Arbeitsgedächtnistrainings

A. Thöne-Otto

Universitätsklinik Leipzig, Tagesklinik für kognitive Neurologie

Zusammenfassung
Dosis-Wirkungs-Zusammenhänge für das Training von Arbeitsgedächtnisfunktionen in der Neurorehabilitation sind bislang wenig systematisch untersucht. Die vorliegende Übersicht fasst daher Ergebnisse zu experimentellen Studien mit verschiedenen Probandengruppen (hirngeschädigte Patienten, Kinder mit Lernschwierigkeiten, gesunde ältere und jüngere Probanden) sowie Metaanalysen zum Arbeitsgedächtnistraining zusammen, die die Trainingshäufigkeit als Moderatorvariable analysieren. Die Mehrzahl der Studien belegen eine positive Korrelation zwischen Trainingshäufigkeit und Effektstärke. Weniger als 10 Sitzungen führen zu geringen Veränderungen, die von Testwiederholungseffekten in einer unbehandelten Kontrollgruppe nicht zu unterscheiden sind. Um signifikante, nachhaltige Trainingseffekte und einen Transfer auf andere kognitive Funktionen zu erreichen, sind auf Basis der Studienlage eine Trainingsdauer von mindestens 20 Sitzungen zu empfehlen. Darüber hinaus finden sich Hinweise, dass ein verteiltes Training gegenüber einem massierten Trainingsplan effizienter ist, so dass 2–3 Sitzungen pro Woche von ca. 30–60 Minuten Dauer empfohlen werden. Diese Daten beruhen allerdings nicht auf Studien mit Patienten nach Hirnschädigung. Für Patienten können in Abhängigkeit von der konzentrativen Belastbarkeit auch kürzere Trainingsdauern sinnvoll sein. Nicht alle Studien konnten die beschriebenen Dosis-Wirkungs-Zusammenhänge finden. Andere mögliche Einflussvariablen (wie Studiendesign, die Art des Trainings oder Eigenschaften der trainierten Personen) müssen daher berücksichtigt werden. Implikationen für die klinische Praxis werden diskutiert.
Schlüsselwörter: Arbeitsgedächtnis, kognitive Rehabilitation, Trainingshäufigkeit, Trainingsintensität

 

Dose-effect relationships in the neurorehabilitation of cognitive functions using the
example of working memory training

A. Thöne-Otto

Abstract
Dose-response relationships for the training of working memory function in neurorehabilitation have not yet been systematically investigated. We review existing experimental studies and meta-analyses with respect to different subject groups (brain-damaged patients, healthy older and younger subjects, children with learning difficulties). Most of the studies show a positive correlation between training frequency and effect size. The effect of less than 10 training sessions is indistinguishable from retest effects in untreated control groups. In order to achieve long-lasting training effects and a transfer to other cognitive functions, a training period of at least 20 sessions is recommended based on the empirical evidence. In addition, the results suggest that a distributed training is more effective than an intensive training schedule; thus 2–3 sessions per week, 30–60 minutes each, are recommended. However, these data are not based on studies with patients after brain injury. For some patients, shorter training periods may be useful depending on their concentrative capacities. Not all of the studies found positive dose-response correlations. Therefore, other variables such as methodological aspects, features of the training, or characteristics of the subjects should be taken into account. Implications for
clinical practice are discussed.
Keywords: working memory, cognitive rehabilitation, training frequency, training schedule

© Hippocampus Verlag 2017


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