Neurol Rehabil 2014; 20 (1): 31-38 ÜBERSICHT
Wie Menschen mit Multipler Sklerose die mobilitätsfördernde Pflegeintervention erleben
S. Suter-Riederer1, R. Mahrer Imhof1, J. Kesselring2, L. Imhof1
1 Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW; Winterthur 2 Kliniken Valens, Rehabilitationszentrum Valens
Zusammenfassung In der Schweiz leben rund 10.000 Menschen mit Multipler Sklerose (MS). MS ist eine Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Durch die nachfolgende Demyelinisierung und Axondegeneration im ZNS treten unterschiedliche Behinderungen auf. Menschen mit MS leiden neben Symptomen wie Müdigkeit und Schwäche an Beeinträchtigungen ihrer Koordination und Bewegung. MS-Betroffenen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt sind, wurde während des Rehabilitationsaufenthaltes die Intervention der Mobilitätsfördernden Pflege (MfP) angeboten. Dabei schlafen die Betroffenen auf einem Matratzenlager auf dem Boden, werden über verschiedene Stufen und Positionen vom Boden in den Rollstuhl und umgekehrt, mobilisiert und angeleitet, ihre Bewegungsfähigkeiten einzusetzen. Im Rahmen einer randomisiert kontrollierten Studie, die die Intervention MfP auf den Rehabilitationseffekt hin überprüft, wurde untersucht, wie Patienten mit MS die Intervention der MfP erleben. Dazu wurden 16 Teilnehmende der Interventionsgruppe interviewt und ihre Aussagen mittels interpretierender Phänomenologie analysiert. Die Teilnehmenden litten zwischen 3 und 31 Jahren an MS. Es wurden vier unterschiedliche Muster des Erlebens beschrieben. Je nach Persönlichkeit, Krankheitsverlauf und Kontext sprachen die Patienten über andere Phänomene ihres Erlebens. Dabei ging es um das Erleben eines Trainingseffektes, um Anstrengung, um Vertrauen in den eigenen Körper und den Prozess von »Heilwerden«. Die Aussagen eröffnen Pflegenden einen Zugang zur Welt dieser Menschen, damit sie besser auf deren Bedürfnisse eingehen können
Schlüsselwörter: Rehabilitation, Mobilitätsfördernde Pflegeintervention, Erleben, Multiple Sklerose, Interpretative Phänomenologie
Experiences of humans with multiple sclerosis with the mobilityenhancement intervention
S. Suter-Riederer, R. Mahrer Imhof, J. Kesselring, L. Imhof
Abstract In Switzerland approximately 10,000 people suffer from multiple sclerosis (MS). MS is an autoimmune disease that affects the brain and spinal cord due to damage to the myelin sheath, the protective cover of the nerve cells. Over the years, nurses have developed interventions to specifically enhance patients’ safety, body perception, kinesthetic competence, mobility and functionality, and to reduce burdens of care. This »Mobility- Enhancing Nursing Intervention« (MFP, “Mobilitätsfördernde Pflegeintervention”) has shown great promise in the care of this population. People with MS who are restricted in movements, receive the intervention during their rehabilitation. They sleep on a mattress on the floor and they benefit from the daily mobilizations from the ground to the wheelchair and vice versa. In the course of a randomized controlled trial testing the effectiveness of MfP, the experiences of participants with MfP were explored. Sixteen participants were interviewed and the data were analysed with an interpretive phenomenology approach. The participants had MS between three and 31 years. They talked about different experiences with MfP, that depended on the functional status, disease processes and their personal context. Some experienced MfP as an additional training session or as unnecessary exertion, others described that they gained new confidence or that they had a new valued sense of well-being. The results offer nurses access to the world of this population and allows them to better meet their needs.
Keywords: rehabilitation, mobility-enhancing nursing intervention, experiences, multiple sclerosis, interpretive phenomenology
© Hippocampus Verlag 2014
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