Suche

Suche

ZEITSCHRIFTEN / Neurologie & Rehabilitation / Archiv / 2016_2 / Abstract 5
 

Neurol Rehabil 2016; 22 (2): 115-120                                                                       SCHWERPUNKTTHEMA


Dauerhafte Veränderungen visueller Leistungen bei Migräne? Ein Vergleich zwischen Migräne mit und ohne Aura

M. Adams, A.-K. Schaadt, G. Kerkhoff, S. Reinhart

Klinische Neuropsychologie und Neuropsychologische Universitätsambulanz, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Zusammenfassung
Migräne ist eine wiederkehrende primäre Kopfschmerzerkrankung, die durch ein komplexes, heterogenes Störungsbild gekennzeichnet ist. Ein genetischer Einfluss bei Migräne ist vielfach bestätigt worden. Bei Migräne mit Aura scheint der Einfluss stärker zu sein, außerdem finden sich bei dieser Migräneform typische zerebrovaskuläre Pathomechanismen, weshalb in der Literatur von einem Zusammenhang mit Schlaganfallerkrankungen ausgegangen wird. Obwohl es sich bei der visuellen Aura um ein transientes Phänomen handelt, wurden in der Vergangenheit persistierende, in der Regel peripher gelegene Gesichtsfelddefekte und ophthalmologische Auffälligkeiten bei Migränepatienten berichtet. Diese Studien beschränkten sich allerdings hauptsächlich auf die Untersuchung des 30°-Gesichtsfeldes. Wir untersuchten daher bei insgesamt 51 Personen mit Migräne einen größeren Gesichtsfeldbereich von 70° und verglichen die beiden Migränesubtypen Migräne mit Aura (Migraine accompagnée) und Migräne ohne Aura hinsichtlich langfristiger visueller Auffälligkeiten. Darüber hinaus wurden mono- und binokulare Sehleistungen wie Nah-, Fernvisus, Kontrastsensitivität sowie die foveale skotopische und photopische Adaptation auf Unterschiede untersucht. Im Gegensatz zu anderen Studien fanden wir keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen und auch keine Abweichung der optometrischen Messungen von der Norm. Zusätzlich wurden die Probanden bezüglich der Häufigkeit familiärer Migräneerkrankungen und der Anzahl zerebrovaskulärer Ereignisse innerhalb ihrer Familien befragt. Bei den Personen mit Aura wurden signifikant häufiger Schlaganfälle innerhalb der ersten zwei Verwandtschaftsgrade berichtet.
Migräne muss demnach nicht zwangsläufig zu dauerhaften Schädigungen führen. Dennoch sollte sie als möglicher additiver Faktor bzw. als Indikator für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko nicht unterschätzt werden, weshalb eine Kumulierung weiterer gefährdender Faktoren unbedingt vermieden werden sollte.
Schlüsselwörter: Migräne, Schlaganfall, Gesichtsfeld, Perimetrie, Kontrastsensitivität, Hell-Dunkel-Adaptation 

 

Does migraine lead to permanent visual disorders? A comparison between migraine with aura and migraine without aura

M. Adams, A.-K. Schaadt, G. Kerkhoff, S. Reinhart


Abstract
Migraine is a recurrent primary headache disorder of complex, heterogeneous character. The aim of this study was to compare two migraine subtypes, migraine with aura (Migraine accompagnée) and migraine without aura, in terms of visual abnormalities. Migraine with aura is different as it includes a whole repertoire of spatially and temporally circumscribed neurological disturbances. Some studies reported permanent visual field defects and ophthalmologic abnormalities in patients with aura. These studies, however, often measured only the central 30 degrees of visual field. In the present study migraineurs with and without aura were perimetrically tested with the 70° field of view.
Furthermore, mono- and binocular visual performance such as visual acuity, spatial contrast sensitivity and photopic and scotopic adaptation were analyzed for significant differences. Regarding these optometric variables, no abnormalities were found in any of these tests. In migraine a genetic component is well established and appears to be stronger expressed in migraine with aura. Therefore, all subjects were also asked about the frequency of familial migraine disease and the number of cerebrovascular events within their families. Individuals with aura reported significantly more strokes within the first two degrees of relationship. In conclusion, migraine does not necessarily lead to permanent visual disorders. Nevertheless, it should not be underestimated as a possible additive risk factor for stroke due to the genetic risks for cerebrovascular disease.
Keywords: migraine, stroke, visual field, perimetry, contrast sensitivity, photopic and scotopic adaptation

© Hippocampus Verlag 2016


 << zurück

 

© 2021 • Hippocampus Verlag, Bad Honnef • Impressum • Fon: 0 22 24 - 91 94 80 • E-Mail: info@hippocampus.de