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ZEITSCHRIFTEN / Neurologie & Rehabilitation / Archiv / 2014_5 / Abstract 6
 

Neurol Rehabil 2014; 20 (5): 273-281                                                                     SCHWERPUNKTTHEMA

Fatigue bei Multipler Sklerose – wie diagnostizieren, wie behandeln?

P. Flachenecker, H. Meißner

Neurologisches Rehabilitationszentrum Quellenhof, Bad Wildbad


Zusammenfassung
Die erhöhte Erschöpfbarkeit (»Fatigue«) ist eines der häufigsten und belastendsten Symptome der Multiplen Sklerose (MS) und unterscheidet sich deutlich von »normaler« Müdigkeit. Die Patienten geben eine Abgeschlagenheit und Mattigkeit an, die typischerweise belastungsabhängig oder im Tagesverlauf stärker wird, und beklagen einen Antriebs- und Energiemangel, der die Leistungsfähigkeit in Alltag und Beruf einschränkt. Die Pathogenese ist letztendlich unbekannt und vielfältig; wahrscheinlich handelt es sich um ein Syndrom mit verschiedenen Ursachen, u. a. werden Läsionen kortikaler und/oder subkortikaler motorischer Bahnen mit Beteiligung des motorischen Kortex bzw. der Basalganglien, ein verminderter Energiestoffwechsel im frontalen Kortex, autonome Regulationsstörungen, endokrine Störungen und eine Dysregulation der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse diskutiert. Von der Fatigue im engeren Sinne (»primäre Fatigue«) sind sekundäre Mechanismen wie z. B. Schlafstörungen, eine Anämie oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung, aber auch Depressionen und kognitive Störungen abzugrenzen. Zumindest ein Teil der Symptomatik lässt sich mit einer Aufmerksamkeitsstörung erklären. Die subjektive Dimension der Fatigue kann mit standardisierten Fragebögen erfasst werden. Daneben mehren sich in der letzten Zeit die Hinweise, dass die Fatigue mit einer Aufmerksamkeitstestung (Subtest »Alertness« aus der Testbatterie zur Aufmerksamkeitsprüfung) objektiviert werden kann. Die medikamentöse Therapie mit z. B. Amantadin oder Modafinil kann versucht werden, ist aber oftmals nicht bzw. nicht anhaltend erfolgreich. Daher besteht das Behandlungskonzept vor allem aus nicht-medikamentösen Maßnahmen wie Beratung von Patienten und Angehörigen, Strukturierung des Tagesablaufs mit der Möglichkeit zu ausreichenden Pausen, Vermittlung von Energiemanagement-Strategien, kühlenden Maßnahmen, einem spezifischen Aufmerksamkeitstraining und körperlichem Training mit Ausdauersportarten wie »Nordic Walking« oder auf dem Fahrradergometer. Diese Therapiemaßnahmen können gut im Rahmen einer Rehabilitationsbehandlung erprobt und eingeübt werden und gehören mittlerweile zum festen Therapieangebot im Neurologischen Rehabilitationszentrum Quellenhof.

Schlüsselwörter: Multiple Sklerose, Fatigue, Aufmerksamkeit, Therapie, Rehabilitation

 

Fatigue in multiple sclerosis – how to diagnose, how to treat?

P. Flachenecker, H. Meißner

Abstract
Fatigue is one of the most common and disabling symptoms in multiple sclerosis (MS) and clearly different from normal tiredness. Patients suffer from feelings of lassitude and abnormal tiredness that may increase
during the day as well as lack of energy and motivation, which all may impact activities of daily living and work ability. The pathogenesis is still unknown and may involve different mechanisms such as lesions of cortical and/or subcortical motor pathways with involvement of motor cortex and basal ganglia, decreased energy metabolism in the frontal cortex, autonomic dysfunction, endocrine disturbances and dysregulation of the hypothalamus-pituitary-adrenal axis. These “primary” fatigue needs to be differentiated from secondary mechanisms such as sleep disorders, anemia and thyroid dysfunction, but also from depression and cognitive deficits. The subjective dimension of fatigue may be evaluated with standardized questionnaires. There is increasing evidence that fatigue may be properly assessed with attention tests of alertness. Drug treatment, i. e. amantadine and modafinil, is often not efficient. Therefore, management of fatigue consists of non-pharmacological measures such as counselling of patients and caregivers, structuring the day with regular breaks, energy management programs, cooling, specific neuropsychological training (attention) and
exercise. These methods may be administered during multidisciplinary rehabilitation and are now part of the fatigue concept in the Neurological Rehabilitation Center Quellenhof.

Key words: multiple sclerosis, fatigue, attention, therapy, rehabilitation

© Hippocampus Verlag 2014


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