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Die Schmerztherapie mit TENS

R. Pothmann
Kinderneurologisches Zentrum am ev. Krankenhaus Oberhausen, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Essen

Zusammenfassung
Bereits die Ägypter bedienten sich der Elektrizität von Fischen, um schmerzhafte Erscheinungen der Gicht zu lindern. Im 19. Jahrhundert ließ sich elektrischer Strom zu kurzzeitiger Analgesie eingesetzen. Aber erst die Schmerzforschung der 60er Jahre dieses Jahrhunderts und speziell die Publikation der Gate-Control-Theorie von Melzack und Wall schuf die Voraussetzungen für das neurophysiologische Verständnis der Stimulationsanalgesie. Diese Entwicklung fiel auch in eine Zeit, in der dank der Mikroelektronik handliche Taschenstimulatoren hergestellt werden konnten. Seit Mitte der 70er Jahre ist TENS auch in Deutschland eingeführt und hat in nahezu allen schmerztherapeutischen Institutionen Eingang gefunden.
Monophasischer Batteriestrom von 10–50 mA Stärke, über schmerzenden Arealen, Nerven oder Segmenten mit Hilfe von Gummielektroden angelegt, interferiert dabei mit dem C-Faser-vermittelten Organschmerz. Das Therapieoptimum wird nach einer Einwirkzeit von 20–40 Minuten erreicht. TENS sollte ein- bis viermal am Tag für mindestens vier Wochen durchgeführt werden, bevor eine Therapieresistenz angenommen werden kann. Zusätzlich müssen verschiedene Elektrodenpositionen und mindestens zwei Stromfrequenzbereiche (2–5 Hz und 30–100 Hz) ausprobiert werden. Die besten Indikationen sind bei perakuten und chronischen Schmerzen des Bewegungsapparates gegeben. Aber auch Spannungskopfschmerzen, Sympathische Reflexdystrophie, Phantom- oder Geburtsschmerzen gehören zum Einsatzspektrum von TENS. Das therapeutische Ansprechen liegt anfangs durchschnittlich bei 50–60 % und sinkt im weiteren Verlauf über 1–2 Jahre um 10–30% ab.
TENS hat zwischenzeitlich auch im Kindesalter eine zunehmende Bedeutung erlangt und wird im späten Kleinkindalter etwa ab dem fünften Lebensjahr einsetzbar. Das Spektrum schmerzbesetzter Indikationen ist im Vergleich zum Erwachsenen eingegrenzt und gut überschaubar. Darüberhinaus läßt sich das Verfahren zur Hypalgesie bei bestimmten schmerzhaften Eingriffen wie Lumbalpunktionen nutzen. Das prophylaktische Ansprechen liegt bei ca. 90 %. Die besten therapeutischen Ergebnisse werden bei Spannungskopfschmerzen erzielt (80 %). TENS wird von Kindern überwiegend gut aufgenommen und läßt sich gut in das bekannte Erfahrungsrepertoire (Walkman) integrieren.
Das methodisch erklärbare Behandlungsergebnis wird durch die emanzipatorische Anwendungsmöglichkeit (und Notwendigkeit) zu Hause unterstützt. Seit 1987 ist TENS als Krankenkassenleistung abrechenbar (EBM 425). Als günstigste Handhabung hat sich das Mietmodell erwiesen, wobei ein Gerät zunächst für einen Monat, und bei klinischem Ansprechen in 3-Monatsintervallen rezeptiert wird.
Schlüsselwörter: Transkutane elektrische Nervenstimulation, TENS, Schmerzbehandlung, Indikationen

Transcutaneous Electrical Nerve Stimulation (TENS) for pain therapy
R. Pothmann

Abstract
Ever since the old egyptians, electricity has been used to alleviate painful symptoms of rheumatoid arthritis. Since the 19th century, electric current helps to achieve shortterm analgesia. The 20th century research on pain, particularly the Gate-Control-Theorie of Melzack and Wall, finally enabled a neurophysiological understanding of the stimulation analgesia.
Due to technical improvements, TENS (transcutaneous electrical nerve stimulation, the application of 10–50 mA electrical current on aching areas, nerves or segments which acts by interference with the C-fibre induced organic pain) has become widespread in german institutions since the 70´s. It is best indicated in hyperacute and chronic pain in the locomotor system as well as in headaches ascribed to stress, localized transient osteoporosis, phantom and labour pain. TENS is well tolerated by children and can be applicated at home.
The therapeutical response to TENS averages at 50–60 % in the beginning and decreases by 10–30 % in the course of 1–2 years.
Key words: transcutaneous electrical nerve stimulation, TENS, pain therapy, indications

Z Elektrostim Elektrother 2002; 4 (1): 7-10

 

 

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