NeuroGer 2012; 9 (3): 105-111 ÜBERSICHT
Häufige Schluckstörungen im Alter – Erscheinungsformen und klinische Konsequenzen
J. Keller, H.F. Durwen Klinik für Geriatrie, St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf
Zusammenfassung Schlucken als essentieller Teil des Lebens ist ein komplexer neuromuskulär vermittelter Vorgang, der von 25 gepaarten Muskeln koordiniert wird, um den Nahrungstransport vom Mund in den Magen zu gewährleisten, ohne dass Material in die Luftwege gelangt. Dieser Prozess kann durch altersbedingte Veränderungen und v. a. durch im Alter auftretende Erkrankungen, wie im Folgenden beschrieben, beeinträchtigt werden. Im Rahmen der Aufklärung von Alterseffekten auf den Schluckakt haben verschiedene Studien der letzten Jahre die Hypothese von adaptierenden zerebralen Veränderungen und kompensatorischen Mechanismen des Gehirns, als Reaktion auf altersbedingte Veränderungen der Schluckfunktion, unterstützt. Abgesehen von solchen Mechanismen steigt jedoch mit höherem Lebensalter auch die Häufigkeit der mit Schluckstörungen einhergehenden neurogenen Erkrankungen, wie etwa Schlaganfall, Morbus Parkinson und Demenzen, sowie auch von anderen Syndromen nicht neurogener Genese, wie z. B. zervikale Spondylophyten oder COPD. Auch diese können aufgrund von Beeinträchtigungen des Schluckaktes zu erheblichen klinischen Komplikationen wie Aspiration und Pneumonie führen, welche die wesentlichen Gründe für eine reduzierte Lebenserwartung dieser Patienten darstellen. Dieser Artikel beschäftigt sich sowohl mit den physiologischen Veränderungen des Schluckens, die aufgrund von Alterungsprozessen entstehen, als auch mit den häufigen dysphagischen Symptomen bei altersbedingten Erkrankungen. Dabei wird aufgezeigt, dass ein klinisches Screening sowie eine apparative Diagnostik notwendig sind, um Schluckstörungen zu erkennen und Komplikationen zu verhindern. Dysphagie ist somit ein Thema, was auch in den nächsten Jahren eine spezielle klinische und apparative Aufmerksamkeit erfordern wird. Schlüsselwörter: Altern und Schlucken, neurogene und nicht neurogene Dysphagien im Alter, Dysphagiemanagement
Frequent swallowing disorders in the elderly – clinical manifestations and consequences J. Keller, H.F. Durwen
Abstract Swallowing as an essential part of life is a complex neuromuscular event, coordinated by more than 25 paired muscles to transfer food from the oropharynx into the esophagus without allowing any material to enter the airways. This process can be affected by age-related physiologic changes as well as age-associated diseases, described in the following overview. Under explanation of aging effects on human deglutition, several studies over the last few years support the hypothesis of also adaptive cerebral changes and compensatory mechanisms of the aging brain in response to age-related influences on swallowing. Apart from that, the incidence of neurological or non-neurological diseases, like stroke, Parkinsonian syndromes, dementia, cervical osteophytes or COPD increase with aging and are frequently associated with dysphagia, which is the major cause of pneumonia and compromises the patient’s vital prognosis. This article focuses on the changes in the swallowing function that occur as a result of the aging process as well as frequent dysphagic symptoms in different age-related diseases. It is shown that a structural clinical screening as well as an apparative evaluation of swallowing is needed in order to detect dysphagic symptoms and prevent complications. Dysphagia in the elderly will be a topic that warrants a special clinical and apparative attention for the upcoming years. Key words: Aging and swallowing, neurogenic and non-neurogenic dysphagia in the elderly, dysphagia management
© Hippocampus Verlag 2012
<< zurück
|