NeuroGer 2007; 4 (3): 116122 Originalarbeit
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Suizidalität Älterer Entstehungsbedingungen, therapeutische Ansätze und Prävention
C. Wächtler, N. Erlemeier, M. Teising Asklepios Klinik Nord Ochsenzoll
Zusammenfassung Über 10.000 Menschen suizidieren sich jährlich in der Bundesrepublik. Darunter befinden sich überzufällig viele ältere Menschen. Suizide im Alter werden häufig nicht erkannt und unzureichend behandelt. Wichtig ist, vor allem bei Risikopatienten (depressiv, vereinsamt, körperlich erkrankt, männlichen Geschlechts) an eine mögliche Suizidgefahr zu denken und danach zu fragen. Der Therapeut muss bereit sein, eine Beziehung anzubieten und Hilfe einzuleiten. Er muss dabei mögliche abwehrende Haltungen des Patienten kennen und zu bearbeiten wissen und eigene Widerstände beachten. Im Zentrum der Krisenintervention steht das verstehende Gespräch. Bei akuter Suizidgefährdung und mittelschwerer oder schwerer Depression sind zusätzlich Psychopharmaka unerlässlich. Unter Umständen ist die vorübergehende Behandlung in einer (geronto-)psychiatrischen Klinik erforderlich. Präventive Maßnahmen sollten darauf zielen, insbesondere Ärzte und Pflegekräfte bzgl. des Erkennens (»Awareness«) und bzgl. Umgang und Behandlung suizidaler älterer Menschen zu schulen und die Behandler besser miteinander zu vernetzen, Beratungsstellen auch für Ältere erreichbar zu machen (bzw. aufsuchende Hilfe zu organisieren) und soziale Netze zu stärken, die dazu beitragen, ältere Menschen in die Gemeinschaft zu integrieren. Schlüsselwörter: Alter, Erkennen von Risikopatienten, Depression, Gespräch und Psychopharmakotherapie, Prävention
Suicide in the elderly initial conditions, treatment and prevention C. Wächtler, N. Erlemeier, M. Teising
Abstract More than 10,000 men per year commit suicide in Germany, nearly one third of them are sixty-five years and older. Suicide in the elderly is often under-recognized and under-treated. It is important to recognize men at risk (persons who are depressive, alone, physically ill and of male gender) and to ask them whether they might think of suicide. The professionals must be ready for therapeutic contact and crisis-intervention. They must be aware of specific transference and countertransference in the relationship between the older patient and the younger therapist. Conversational therapy or special psychotherapy and antidepressant medications are very helpful in treating suicidality and depression in old age. Possibly treatment should take place in the hospital ward. General practitioners and nurses should be trained in being aware of suicidal signs and how to behave and to treat. Suicide-prevention centres should be accessible for the elderly. Society should better integrate the elderly. Key words: old age, detection of patients at risk, depression, talk-therapy and pharmacotherapy, prevention
© Hippocampus Verlag 2007 --------------------------------------------------------------------------------
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