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ZEITSCHRIFTEN / Neurogeriatrie / Archiv / 2013_3 / abstract 2
 

NeuroGer 2013; 10 (3): 101-106                                                                                        ÜBERSICHT


Dysphagie bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) –
ein unterschätztes Problem

J. Keller, H. F. Durwen
Abteilung Neurogeriatrie, St. Martinus-Krankenhaus Düsseldorf 

Zusammenfassung
Die präzise Koordination von Atmung und Schlucken ist ein entscheidender Aspekt des physiologischen
Schluckakts und Voraussetzung für den vollständigen und sicheren Bolustransfer. Beide funktionellen Systeme (Atmung und Schlucken) zeigen Gemeinsamkeiten im Bereich der neuronalen Kontrolle auf Hirnstammebene sowie im Hinblick auf die zugrundeliegenden anatomischen Strukturen und beteiligten Muskelgruppen wie Mundhöhle, Pharynx und Larynx. Es scheint daher offensichtlich, dass Störungen des einen auch negative Auswirkungen im Bereich des anderen Funktionssystems haben können. So liegen inzwischen Hinweise vor, dass COPDPatienten aufgrund der respiratorischen Beeinträchtigungen zur Entwicklung von Schluckstörungen
neigen, die ihrerseits zu Aspirationen und damit zu einem erhöhten Risiko der Entwicklung von (Aspirations-)Pneumonien und folglich zur kritischen Exazerbation der Symptomatik führen können. Bisherige Untersuchungen weisen u. a. auf ein verändertes Atem-Schluck-Muster bei diesen Patienten hin. Während Normalschlucker ein Exspiration/Exspiration-Muster präferieren, schlucken vor allem Patienten mit exazerbierter COPD signifikant häufiger in der inspiratorischen Phase, was mit einem höheren Aspirationsrisiko verbunden ist. Obwohl erst wenig klinische Forschungstätigkeit bezüglich der Inzidenz und dem Erscheinungsbild von Dysphagien bei COPD zu verzeichnen ist, zeigen schon die bisherigen Veröffentlichungen der letzten Jahre
ein breites Spektrum von Auffälligkeiten der Schluckfunktion im Rahmen der chronisch obstruktiven
Lungenerkrankung auf. Diese im deutschsprachigen Raum erste Übersichtsarbeit zu diesem wichtigen Thema stellt die in der Literatur bisher beschriebenen wesentlichen dysphagischen Auffälligkeiten dar, wobei auch klinische Erfahrungen der Autoren anhand kurzer Einzelfalldarstellungen mit einfließen. Zusammenfassend legen die bisherigen Studien nahe, dass Störungen des Schluckakts bei COPD bereits in der stabilen Phase der Erkrankung nachweisbar sind und, in einigen Fällen, mit gehäuften Exazerbationen assoziiert sein können.
Schlüsselwörter: chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Atem-Schluck-Koordination,
Dyspnoe, Dysphagie, Exazerbation
 

Dysphagia in chronic obstructive pulmonary disease (COPD) – an underestimated problem
J. Keller, H. F. Durwen

Abstract
For a complete and safe bolus transfer one of the most evident aspects in normal deglutition is the precise coordination of breathing and bolus transfer. Both functional systems share commonalities including the neural
control in the brainstem as well as anatomic structures and muscle groups such as the mouth, pharynx, and larynx. Therefore, it seems obvious that disturbances of one can lead to negative effects on the other. The evidence is strong that patients with Chronic Obstructive Pulmonary Disease (COPD) are prone to oropharyngeal dysphagia because of respiratory incompetence, leading to prandial aspiration, increased risk of (aspiration-)pneumonia and acute exacerbations.
Recent clinical research indicates that there is a modified breathing and swallowing pattern in patients with COPD. While there is a strongly preferred “exhale swallowing exhale pattern” in normal subjects during deglutition, COPD patients – especially in an exercabeted state – swallow significantly more often in the inspiratory phase, putting them at higher risk for aspiration. Although there has been relatively little research conducted on the prevalence and nature of dysphagia in patients with COPD, a wide range of other abnormalities in swallowing function according to COPD has been reported in literature over the last few years. This article is the first being published in the German-speaking area, giving an overview of what is known about the different dysphagic symptoms coexisting with COPD and also reports the clinical experiences of the
authors by giving some examples. In summary it must be assumed that swallowing disorders can be detected
even in stable patients with COPD and are, in some cases, associated with frequent exacerbations.
Key words: chronic obstructive pulmonary disease (COPD), coordination of breathing and swallowing, dyspnoe, dysphagia, exacerbation

© Hippocampus Verlag 2013  


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