Neurol Rehabil 2023; 29 (1): xx–xx
Einsatz digitaler Beschäftigung in der stationären und ambulanten Langzeitpflege bei Menschen mit Demenz und älteren Personen mit erhöhtem Pflegebedarf zum Erhalt kognitiver und kommunikativer Fähigkeiten
D. Liersch-Mazan¹, N. A. Lahmann¹,², U. Müller-Werdan¹, D. E. Jachan1
1 Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Geriatrie und Altersmedizin, Forschungsgruppe Geriatrie ² Medical School Berlin – Hochschule für Gesundheit und Medizin
Zusammenfassung Hintergrund: In höherem Alter und mit steigender Lebenswartung sind zunehmend mehr Menschen von Demenz betroffen. Zum Erhalt und zur Förderung ihrer kognitiven Fähigkeiten sind individuelle, vielfältige Lösungen gefragt. Angesicht neuer technologischer Möglichkeiten rücken digitale Beschäftigungsangebote für Menschen mit Demenz stärker in den Fokus. Methodik: Mixed-Methods-Ansatz: In die Studie eingeschlossen wurden 16 Personen über 64 Jahre, die eine ärztlich diagnostizierte Demenz oder kognitive Einschränkungen und einen erhöhten Pflegebedarf (ab Pflegegrad 2) aufwiesen, sich in einer stationären Langzeit- oder einer Tagespflegeeinrichtung befanden und dort das digitale Tischsystem über mehrere Wochen in der Einzel- und Gruppenbeschäftigung nutzten. Darüber hinaus wurden sieben Fachkräfte aus den vier teilnehmenden Einrichtungen mit den Schwerpunkten Physiotherapie, Ergotherapie, Pflege und soziale Betreuung für ein Expert:inneninterview rekrutiert. Ergebnisse: Die digitale Beschäftigung mit dem verwendeten Tischsystem für Menschen mit Demenz, kognitiven Einschränkungen und erhöhtem Pflegebedarf ist für den Einsatz im Setting der ambulanten und stationären Langzeitpflege geeignet und zeigte positive Effekte insbesondere auf die kommunikativen Fähigkeiten der Proband:innen. Für Menschen mit schweren Formen der Demenz wird die digitale Beschäftigung hingegen nur bedingt empfohlen. Die Beschäftigung sollte stets in Anwesenheit des Personals erfolgen. Die Proband:innen bewerteten das digitale Tischsystem größtenteils positiv: 60% gaben an, das System gern häufig zu nutzen. Für 80% war der Umgang mit dem Tisch schnell zu erlernen, allerdings enthielt er für 24% auch zu viele Anwendungsmöglichkeiten. Die Studienteilnehmenden fanden die Angebote des digitalen Tischsystems attraktiv, stimulierend und originell. Die Durchschaubarkeit des Systems wurde hingegen als eher schwierig bewertet. Schlussfolgerung: Ein erfolgreicher Einsatz digitaler Beschäftigung bei Menschen mit Demenz und Personen mit erhöhtem Pflegebedarf kann durch die Offenheit des Personals gegenüber technischen Entwicklungen und einem bedarfsgerechten, vorab entwickelten Konzept zur Beschäftigung der Zielgruppe sowie ausreichend Zeit für dessen Implementierung unterstützt werden. Schlüsselwörter: digitale Beschäftigung, Demenz, kognitive Beeinträchtigungen, Kommunikation, assistive Technologien, ambulante und stationäre Langzeitpflege
Use of digital activities in inpatient and outpatient long-term care for people with dementia and elderly persons with an increased need for care to maintain cognitive and communicative abilities
D. Liersch-Mazan, N. A. Lahmann, U. Müller-Werdan, D. E. Jachan
Abstract Background: At an older age and with increasing life expectancy, more and more people are affected by dementia. Individual, multifaceted solutions are needed to maintain and promote their cognitive abilities. In view of new technological possibilities, digital assistive applications for people with dementia are coming into focus. Method: Mixed-methods approach: The study included 16 persons over 64 years of age who had medically-diagnosed dementia or cognitive impairments and an increased need for care (from care level 2), were in an inpatient long-term care facility or a day care facility, and used the digital table system there for several weeks in individual and group activities. In addition, seven professionals from the four participating facilities with a focus on physiotherapy, occupational therapy, nursing and social care were recruited for expert interviews. Results: The digital activity with the table system used for people with dementia, cognitive impairments and an increased need for care is suitable for use in outpatient and inpatient long-term care. It was found to have positive effects, especially on the communicative abilities of the test persons. For people with severe forms of dementia, however, digital occupation is only recommended to a limited extent. Staff should always be present during activity. The test persons assessed the digital table system positively for the most part: 60% stated that they liked using the system frequently. For 80%, it was easy to learn how to use the table, but for 24% it also contained too many application options. The study participants found the digital table system's offerings attractive, stimulating, and original. The transparency of the system, on the other hand, was rated as rather difficult. Conclusion: Successful use of digital activities for people with dementia and those with an increased need for care can be supported by a flexible approach of the staff towards technological developments and a needs-based, pre-developed concept for engaging the target group, as well as sufficient time for its implementation. Keywords: digital activity, dementia, cognitive impairment, communication, assistive technologies, serious games, inpatient and outpatient long-term care
Neurol Rehabil 2023; 29(1): xx–xx| https://doi.org/10.14624/NR2301008 | © Hippocampus Verlag 2023
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