Neurol Rehabil 2008; 14 (5): 247-253 Originalarbeit
Verlauf und Schweregrad der Dysarthrie bei Patienten mit progressiver supranukleärer Blickparese (PSP) und idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS)
K. Hinterberger1, 3, A. Ostwald1, 3, M. L. Löper1, 3, J. Levin2, S. Lorenzl2, W. Ziegler3 1Ludwig-Maximilians-Universität München, BA/MA-Sprachtherapie, 2Interdisziplinäre Ambulanz für Bewegungsstörungen und Parkinsonambulanz, Klinikum Großhadern, Ludwig-Maximilians-Universität München, 3Entwicklungsgruppe Klinische Neuropsychologie (EKN), Klinik für Neuropsychologie, Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München GmbH
Zusammenfassung Die Syndrome der Progressiven Supranukleären Blickparese (PSP) und des idiopathischen Parkinsonismus (IPS) sind in frühen Krankheitsstadien diagnostisch nicht leicht zu differenzieren. Beide Erkrankungen gehen häufig mit einer Sprechstörung einher. Im vorliegenden Artikel wird daher diskutiert, welchen Beitrag die Dysarthrie zur Differentialdiagnose der beiden Erkrankungen leisten kann. Es wurden 16 Patienten (9 PSP; 7 IPS) mit den »Bogenhausener Dysarthrieskalen (BoDyS)« [13], mit dem »Fragebogen zur Beeinträchtigung der Kommunikation als Folge zentraler Sprechstörungen« [19] sowie mit dem »Münchner-Verständlichkeits-Profil (MVP)« [21] untersucht und akustische Daten zum Sprechtempo erhoben. Die PSP-Patienten zeigten bereits zu einem frühen Zeitpunkt im Krankheitsverlauf mittelschwere bis schwere Dysarthrien und erhebliche Verständlichkeitseinschränkungen, während die Patienten der IPS-Gruppe auch nach langen Erkrankungsdauern meist noch vergleichsweise leichte Sprechstörungen hatten. Im Hinblick auf die mittleren Silbendauern der PSP-Patienten konnten zwei Verlaufstypen angenommen werden: Eine Subgruppe war durch eine ausgeprägte Verlangsamung bei vergleichsweise geringen Verständlichkeitseinschränkungen charakterisiert, eine zweite Gruppe war in ihrem schnelleren Sprechtempo mit der IPS-Stichprobe vergleichbar, allerdings mit zum Teil erheblichen Verständlichkeitseinschränkungen. Der subjektive Störungsindex der Patienten korrelierte hoch mit den objektiven Dysarthrie-Scores. Schlüsselwörter: Dysarthrie, progressive supranukleäre Blickparese, idiopathisches Parkinson- Syndrom, Differentialdiagnose
Progression and degree of severity of dysarthria in patients with progressive supranuclear palsy (PSP) and idiopathic Parkinsonism (IPS)K. Hinterberger, A. Ostwald, M. L. Löper, J. Levin, S. Lorenzl, W. Ziegler
Abstract Originalarbeit In the early stages of the disorders, the clinical symptoms of progressive supranuclear palsy (PSP) and of idiopathic Parkinson syndrome (IPS) may be very similar. Dysarthria frequently occurs in both disorders. In the present article we discuss a potential role of dysarthria in the differential diagnosis of PSP and IPS. Sixteen patients (nine with PSP, seven with IPS) were examined with the Bogenhausen dysarthria scales (BoDyS), the Munich Intelligibility Profile (MVP-Online), and a self report questionnaire. Furthermore, acoustic analysis methods were used to measure speech rate in sentence repetition. The majority of PSP-patients had moderate to severe dysarthric impairment and decreased intelligibility at rather early stages of their disease, whereas the IPS patients examined here had relatively mild dysarthria and good intelligibility, even after long histories of Parkinsons disease. Regarding speaking rate, two patterns could be discerned in the PSP group: patients with markedly slow rates and a comparatively preserved intelligibility, on the one hand, and patients whose speech rates were normal, despite a considerably impaired intelligibility, on the other. Key words: dysarthria, progressive supranuclear palsy, Parkinsons disease, differential diagnosis
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