NeuroGer 2008; 5 (1): 31-33 Kasuistik
Alzheimer-Demenz im Justizvollzug
E. Quendler, N. Konrad Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie, Justizvollzugskrankenhaus Berlin
Zusammenfassung Herr X. trat wegen Sachbeschädigung, Fahren ohne Fahrerlaubnis und zuletzt auch mehrerer Körperverletzungen an Radfahrern mehrmals strafrechtlich in Erscheinung. Schon im Jahr 2002 wurden ihm »krankheitsbedingte Defizite«, »charakterliche Auffälligkeiten« und »nicht unerhebliche Anpassungsprobleme« an die neue Lebenssituation attestiert; Zusätzlich wurde auch von »leichter kognitiver Demenz« gesprochen. Innerhalb des Justizvollzugs zeigte sich im Jahr 2006 »unverständliches und unangenehmes Verhalten«, aufgrund dessen Herr X. besonderen Schutzes vor Mitinsassen bedurfte. Wegen zunehmender Schwierigkeiten im geschlossenen Justizvollzug und zur Prüfung der weiteren Haftfähigkeit wurde Herr X. in die Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Berliner Justizvollzugsanstalten verlegt. Im Laufe seines stationären Aufenthalts auf der psychiatrischen Station zeigten sich immer klarere Symptome einer Alzheimer-Demenz, die auch in mehreren Untersuchungen deutlich wurden. Zweifach, im Abstand von sieben Monaten, wurden Anträge auf Haftentlassung wegen Haftunfähigkeit gem. § 455 StPO gestellt, die jedoch von der Staatsanwaltschaft abgelehnt wurden. Es stellt sich die berechtigte Frage, welchen Zweck die Unterbringung eines Alzheimer- Demenz-Patienten mit fortgeschrittenem kognitivem Abbau im Regelstrafvollzug erfüllt. Schlüsselwörter: Alzheimer-Demenz, Justizvollzugskrankenhaus, Strafvollzug, Haftunfähigkeit
Dementia in a Penal Institution E. Quendler, N. Konrad
Abstract Mr. X. was repeatedly sentenced of wilful damage of property, driving without a drivers license and grievous bodily harm against cyclists. At that time (2002) there were several evaluations, where »deficits due to illness«, »character salience« and »problems with accommodation related to sudden unemployment« were stated. In addition »slightly cognitive dementia« was attested. During imprisonment Mr. X. showed »unintelligible and unpleasant behavior« in 2006. Because of that he needed special protection against other prisoners. Owing to increasingly troubles in prison and to evaluate his capacity for custody he was transferred to the psychiatric hospital of penitentiary system of Berlin. In the course of time the symptoms of dementia got more numerous and more explicit. In several evaluations the diagnosis has been fortified. Two times in seven months we made motions for incapacity for custody, but prosecuting authorities overruled. The purpose of lodging a dementia patient in a penal institution is debatable. Key words: dementia, penal institution, incapacity for custody
© Hippocampus Verlag 2008
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