Neurol Rehabil 2010; 16 (2): 75-81 Schwerpunktthema
Evidenzbasierte Verfahren in der Rehabilitation exekutiver Störungen
S. V. Müller Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Soziale Arbeit, Braunschweig
Zusammenfassung Die Bedeutung evidenzbasierter Verfahren nimmt in der neuropsychologischen Therapie und Rehabilitation, so auch in der Behandlung exekutiver Dysfunktionen, zu. Im Folgenden werden Therapieansätze zur Behandlung exekutiver Dysfunktionen unter besonderer Berücksichtigung der Therapiestudien der letzten zehn Jahre (2000 – 2010) vorgestellt. Berücksichtigt wurden randomisierte kontrollierte Gruppenstudien, Metaanalysen und systematische Überblicksarbeiten, und bei herausragender inhaltlicher Bedeutung auch Studien niedrigerer Evidenzklassen. Eine Einengung auf eine bestimmte Ätiologie wurde nicht vorgenommen. Die evaluierten Therapieverfahren wurden untergliedert in die des Verhaltensmanagements, in den Einsatz externer Reize und in kognitiv übende Verfahren. Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass für kognitiv übende Verfahren bei exekutiver Dysfunktion wie die Bearbeitung von Arbeitsgedächtnis- oder Doppelaufgaben eine gute Evidenzlage herrscht. Beim Einsatz der Methoden des Verhaltensmanagements sind deutliche Hinweise auf eine Wirksamkeit vorhanden, die Anzahl der Veröffentlichungen ist jedoch im Vergleich zur letzten Dekade zurückgegangen. Beim Einsatz externer Hinweisreize hat die Anzahl und Qualität der publizierten Studien zugenommen, sodass mittlerweile von einer gesicherten Evidenzlage ausgegangen werden kann. Insgesamt ist das methodische Niveau der Studien zur Behandlung exekutiver Dysfunktion in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Schlüsselwörter: Evidenzbasierte Medizin (EbM), randomisiert-kontrollierte Studie, Exekutivfunktionen, exekutive Dysfunktion
Evidence-based procedures in the rehabilitation of executive disorders S. V. Müller
Abstract Knowledge about evidence-based medicine becomes increasingly important in neuropsychological therapy, so in treatment of executive dysfunction. The following paper reviews several therapeutic interventions. Papers published in the recent ten years (2000 – 2010) are considered preferentially. The main focus is on randomized, controlled studies, on meta-analyses and on systematic reviews. Important case studies with lower evidence were added. No restriction on aetiology was conducted. The evaluation studies were distinguished in those using behaviour management, in those using external cueing and cognitive, repetitive methods. In summary, most convincing evidence was found for cognitive, repetitive training like working memory tasks or double tasks. For interventions using methods of behaviour management sufficient evidence has been gathered to recommend them. In the case of using external cueing systems the methodic quality increased, so that the evidence is now convincing. In summary, it can be declared, that newer studies reached higher evidence classes. Key words: evidence-based medicine (ebm), randomized controlled studies, executive functions, executive dysfunctions
© Hippocampus Verlag 2010
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