Neurol Rehabil 2013; 19 (1): 35-46 Schwerpunktthema
Internetgestützte Bewegungsförderung bei Personen mit Multipler Sklerose
A. Tallner1, R. Tzschoppe1, S. Peters1, M. Mäurer2, K. Pfeifer1 1Institut für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg; 2Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, Neurologische Klinik
Zusammenfassung
Durch die zunehmende Verbreitung und die technischen Möglichkeiten wurde das Internet in der Vergangenheit immer öfter auch therapeutisch eingesetzt. Hier hat sich gezeigt, dass internetgestützte Interventionen sowohl bei Gesunden als auch chronisch erkrankten Personen Gesundheitsverhaltensweisen und darunter auch körperliche Aktivität positiv beeinflussen können. Die in Studien eingesetzten Formen internetgestützter Interventionen umfassen Online- Beratungen, Website-basierte Interventionen, internetbasierte therapeutische Software und andere Online-Aktivitäten wie soziale Netzwerke. Auch bei Personen mit Multipler Sklerose (PmMS) konnte die Wirksamkeit internetgestützter Interventionen auf die körperliche Aktivität und Funktionsfähigkeit gezeigt werden. In einer eigenen randomisierten, kontrollierten Studie zu internetbasierter Aktivierung zu körperlichem Training (ms-intakt Studie Erlangen) wurde eine initiale Präsenzphase mit einer mehrmonatigen Online-Trainingsbetreuung kombiniert. Im Kern der Intervention standen Wissensvermittlung und ein Kräftigungs- und Ausdauertraining sowie ein Online-Bewegungstagebuch zur Dokumentation aller körperlichen Aktivitäten. Die Intervention führte zu einer signifikanten Steigerung der Muskelkraft, sportlichen Aktivität und Lungenfunktion der Trainingsgruppe im Vergleich zur Wartekontrollgruppe. Globale Outcomes wie gesundheitsbezogene Lebensqualität konnten nicht beinflusst werden. Wahrscheinliche Ursache hierfür ist die im Vergleich zu konventionellem Gruppentraining geringere soziale Interaktion und Unterstützung bei internetbasierten Interventionen. Die Integration von sozialen Netzwerken erscheint hier jedoch vielversprechend. Eine Teilnehmerbefragung der ms-intakt-Studienteilnehmer zeigt die hohe Akzeptanz und Zufriedenheit mit der Intervention. Auffällig war jedoch eine rückläufige Trainingshäufigkeit im Verlauf des Trainings. Sinkende Nutzungshäufigkeit stellt ein zentrales Problem internetgestützter Interventionen dar. Ein erfolgversprechender Ansatz könnte der Einsatz spieletypischer Elemente sein, um die Nutzungshäufigkeit und Bindung an internetbasierte Interventionen zu optimieren. Schlüsselwörter: Multiple Sklerose, körperliche Aktivität, Training, Internet, Intervention, Compliance
Web-based physical acticity enhancement in persons with multiple sclerosis A. Tallner, R. Tzschoppe, S. Peters, M. Mäurer, K. Pfeifer
Abstract Due to its pervasiveness and technical opportunities, the internet has been increasingly used in therapeutic settings as well. In this regard, internet-delivered interventions have proven effective in ameliorating several health behaviors, amongst them physical activity behavior. The different kinds of internet-delivered activities comprise online-counseling, web-based interventions, internet-operated therapeutic software and other online activities like social networks. Internet-delivered interventions have also shown positive effects on physical activity and physical function in persons with MS. In a randomised and controlled study (internet-based activation to physical exercise, ms-intakt Study Erlangen), we combined an initial face-to-face introductory session with a subsequent online training support for several months. We put the main focus of the intervention on education, strength and endurance training, and an online physical activity diary. The intervention led to significant increase in muscle force, sports activities and lung function in the intervention group compared to the waitlist control group. Global outcomes like health-related quality of life were not subject to change. An explanation for this might be the social interaction and support that is less in internet-delivered interventions compared to face-to-face group interventions. The integration of social networks seems to be promising in this respect. A survey among the participants of the ms-intakt study showed high acceptance and satisfaction with the intervention. A striking fact was the training frequency, though, which decreased over time. Decreasing compliance is a major issue in internet-delivered interventions. A possible remedy might be the implementation of game-design elements to increase compliance and long-term adherence to internet-delivered interventions. Key words: multiple sclerosis, physical activity, exercise, internet, intervention, compliance
© Hippocampus Verlag 2013
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