Neurol Rehabil 2019; 25 (4): 237-240 SCHWERPUNKTTHEMA
Einsatz von Niedrigflurbetten im Bereich der neurologischen Frührehabilitation – Eine mögliche Alternative zur Fixierung?
R. S. Thomas
Klinik- und Rehabilitationszentrum Lippoldsberg GmbH
Zusammenfassung Stürze stellen die zweithäufigste Ursache von unfallbedingten Todesfällen weltweit dar. In Pflegeeinrichtungen steht die Sturz-assoziierte Mortalität sogar an erster Stelle der exogenen Ursachen. Auch in Krankenhäusern sind die Morbidität und Mortalität durch Stürze beträchtlich und stellen die häufigsten Zwischenfälle dar. Gerade im Bereich der neurologischen Frührehabilitation (NFR) liegen bei vielen Patienten Auffälligkeiten vor, die in zahlreichen Studien als Risikofaktoren für Stürze identifiziert wurden. Es existieren unterschiedliche Strategien, die Sturzgefährdung zu reduzieren. Dazu gehören die Evaluierung der Sturzgefahr, Fortbildungen der Pflege-Therapeuten, der Einsatz von fixierenden Maßnahmen einschließlich sedierender Medikamente sowie die Benutzung von Bettgittern (Seitenteilen) und Niedrigflurbetten. Es existiert ein breiter gesellschaftlicher Konsens, dass der Einsatz von fixierenden Maßnahmen auf ein Minimum zu reduzieren ist. Zusätzlich hat der Bundesgerichtshof 2018 durch eine richtungsweisende Entscheidung (BGH; 2 BvR 309/15) die Kautelen für fixierende Maßnahmen deutlich erhöht. Generell lässt sich feststellen, dass die Verhinderung einer schwerwiegenden Verletzung oder gar des Todes eines Patienten unbestritten ein Rechtsgut von hohem Stellenwert ist. Gleichzeitig ist die Wahrung der menschlichen Würde bei der Auswahl der geeigneten Mittel ebenso wichtig oder sogar wichtiger. Das Bestreben, diese beiden Ziele (Wahrung der Menschenwürde/Schutz vor Verletzungen) miteinander zu vereinbaren, ist schwierig und bedarf passgenauer Lösungen. Da Stürze aus dem Bett häufig vorkommen, ist es sinnvoll, Wege zu finden, wie man sie vermeiden bzw. die Folgen möglichst reduzieren kann. Wir sind der Frage nachgegangen, inwiefern Niedrigflurbetten (auch »Niedrigstflur-«, »low-low-« oder »low-entry-Betten«) eine Alternative zur Fixierung darstellen können. Methode: Wir haben eine selektive Recherche in PubMed und in der Cochrane Library vorgenommen und vorhandene Literatur ausgewertet, um den Stellenwert von Niedrigflurbetten in der Prävention von Stürzen und sturzbedingter Morbidität und Mortalität in der neurologischen Frührehabilitation besser einschätzen zu können. Schlüsselwörter: Sturzprävention, Niedrigflurbetten
Use of low-floor beds in the field of early neurological rehabilitation – a possible alternative to fixation?
Abstract Falls are the second leading cause of accidental deaths worldwide. In care facilities, fall-associated mortality is even the top cause of exogenous causes. In hospitals, morbidity and mortality from falls are also significant and are the most common incidents. Especially in the area of neurological early rehabilitation (NFR), many patients have abnormalities that have been identified in many studies as risk factors for falls. There are different strategies to reduce the risk of falling. These include the evaluation of the danger of falling, further education of nursing therapists, the use of fixative measures including sedative medications and the use of bed rails (side panels) and low-floor beds. There is a broad social consensus that the use of fixing measures should be reduced to a minimum. In addition, the Federal Court of Justice in 2018 has significantly increased the limits for fixing measures by a landmark decision (BGH, 2 BvR 309/15). In general, it can be stated that the prevention of a serious injury or even the death of a patient is indisputably a matter of high legal value. At the same time, the preservation of human dignity is just as important or even more important in choosing the appropriate means. The endeavor to reconcile these two goals (human dignity/injury protection) is difficult and requires tailor-made solutions. Since falls out of bed are common, it makes sense to find ways to avoid them or reduce the consequences as much as possible. We have investigated the question of how low-floor beds (also »low-low« or »low-entry beds«) can represent an alternative to fixation. Method: We conducted a selective search in PubMed and in the Cochrane Library and evaluated existing literature to better assess the importance of low-floor beds in the prevention of falls and fall-related morbidity and mortality in neurological early rehabilitation. Keywords: fall prevention, low-floor beds
Neurol Rehabil 2019; 25(4): 237–240, DOI 10.14624/NR1910001 © Hippocampus Verlag 2019
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