Neurol Rehabil 2008; 14 (2): 95-103 Originalarbeit
BrainStim Wirksamkeit eines neu entwickelten kognitiven Trainingsprogramms bei MS
A. Vogt 1, L. Kappos 2, M. Stöcklin 1, L. Gschwind 1, K. Opwis 1, I.-K. Penner 1 1Universität Basel, Abteilung für Allgemeine Psychologie und Methodologie, Kognitive Neurowissenschaften, Schweiz, 2Universitätsspital Basel, Abteilung Neurologie, Schweiz
Zusammenfassung Beeinträchtigungen des Arbeitsgedächtnisses sind ein sehr häufig dokumentiertes Defizit bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS). Das Arbeitsgedächtnis ist als Funktionseinheit für die kurzfristige Speicherung und Verarbeitung von Informationen zuständig. Da schon sehr früh im Verlauf der Erkrankung Defizite in diesem zentralen Baustein auftreten können, haben die damit verbundenen Probleme am Arbeitsplatz, aber auch in der Freizeit einen stark negativen Einfluss auf die gesamte Lebensqualität der Betroffenen. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung bestand in der Überprüfung der Wirksamkeit eines neu entwickelten computerisierten Trainingsprogramms für das Arbeitsgedächtnis (BrainStim). 30 MS-Patienten und 20 vergleichbare gesunde Teilnehmer wurden in eine Gruppe mit Training und eine Gruppe ohne Training eingeteilt. Die Teilnehmer in der Trainingsgruppe absolvierten 16 Trainingseinheiten mit je 45 Minuten, die über einen Zeitraum von vier Wochen durchgeführt wurden. Zur Überprüfung eines möglichen Trainingserfolgs wurde eine neuropsychologische Testbatterie mit Fragebögen durchgeführt. Die neuropsychologische Untersuchung wurde zu Beginn zweimal, im Abstand von zwei Wochen absolviert, um mögliche Lerneffekte zu kontrollieren. Die dritte Untersuchung fand nach Abschluss des Trainings statt. Die Teilnehmer ohne Training absolvierten nur die neuropsychologische Untersuchung. Die Resultate während des Trainings mit BrainStim zeigten bei Patienten und Gesunden eine konstante Leistungsverbesserung über die Schwierigkeitsstufen hinweg. In der neuropsychologischen Nachuntersuchung wurden bei den trainierten Patienten bedeutsame Leistungsverbesserungen in einem Test zum Arbeitsgedächtnis und einem Test zur Verarbeitungsgeschwindigkeit nachgewiesen. Zusätzlich zeigte sich eine deutliche Reduktion der Fatigue-Werte. Die erkennbare Leistungsverbesserung in der Verarbeitungsgeschwindigkeit wurde auch bei den gesunden Teilnehmern in der Trainingsgruppe deutlich. Patienten und gesunde Teilnehmer ohne Training zeigten in den oben genannten Tests und in den Fatigue-Werten nur mittlere bis kleine Effekte. Das Trainingsprogramm BrainStim, mit dem spezifische Aspekte des Arbeitsgedächtnisses (visuell-räumliche und verbale) trainiert werden, scheint somit nicht nur bei MS-Patienten, sondern auch bei gesunden Teilnehmern auf die Funktionalität des Gehirns einen positiven Einfluss zu nehmen. Schlüsselwörter: Kognitive Rehabilitation, Plastizität, Arbeitsgedächtnis, computerisiertes Trainingsprogramm BrainStim
BrainStim Evaluation of a new computerised working memory training tool for MS-patientsA. Vogt, L. Kappos, M. Stöcklin, L. Gschwind, K. Opwis, I.-K. Penner
Abstract Deficits in working memory are one of the best documented cognitive dysfunctions in multiple sclerosis (MS). Working memory refers to the ability to store, actively maintain and retrieve information during short periods of time. Already apparent at early stages of the disease course, these deficits have a significant impact on patients quality of life, reducing their ability to work and to take part in social activities. Therefore the aim of the present study was to evaluate the benefits of a recently developed computerised working memory training tool (BrainStim) in MS-patients. 30 outpatients with MS and 20 matched healthy participants were randomised to a training group and a control group without training. Participants in the training group received a 45-minute training 4 times per week during a period of 4 weeks. The primary outcome measures consisted of a neuropsychological test battery and self-report measures. The test battery at baseline was performed twice at an interval of two weeks to control for possible learning effects. The retest was performed after completion of training. The group without training only completed the test battery and self-report measures. Log files recorded during training showed that both, patients and healthy participants, were able to master increasing difficulty levels as training progressed. In patients, training led to a strong improvement in tests for working memory and processing speed and in a strong decrease in self reported fatigue. In contrast, only processing speed had significantly altered by training in healthy controls. Untrained patients and healthy participants showed smaller improvements in working memory and processing speed and small effects in self reported fatigue. The training tool used in this study aims to train specific aspects of working memory such as visual-spatial, verbal and cognitive load features. Since improvements were observed not only in MS-patients but also in healthy participants, it can be concluded that BrainStim has general beneficial effects on brain functionality. Key words: cognitive rehabilitation, plasticity, working memory, computerized training-tool BrainStim
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