Neurol Rehabil 2010; 16 (5): 255-259 Kasuistik
Die Selbstbildnisse des Malers Lovis Corinth und sein Schlaganfall
S. Hesse, M. Krause-Schäfer Medical Park Berlin Humboldtmühle, Neurologische Rehabilitation, Charité Universitätsmedizin Berlin
Zusammenfassung
Dargestellt werden die Selbstporträts des Künstlers Lovis Corinth (1858 – 1925), der 53-jährig einen rechtshemisphäralen Schlaganfall mit konsekutiver Hemiparese links, Neglect, Depression und Todesangst erlitt. Vergleicht man die Porträts vor und nach dem Ereignis, so werden die unmittelbaren Schlaganfallfolgen, wie die Hemiparese und das Neglectsyndrom und deren anschließende partielle Rückbildung, offensichtlich. Wie schon von anderen Autoren aufgegriffen, ist es zu diskutieren, inwiefern der Schlaganfall die Änderung der Sujets hin zu dunkleren Themen und den expressiven Malstil in der Spätphase des künstlerischen Schaffens beeinflusste. Unbestritten ist die Tatsache, dass Lovis Corinth mit seinem Spätwerk den Impressionismus verlässt und die neue Moderne, den Expressionismus, mit einleitet. Somit ist der Künstler ein leuchtendes Beispiel für einen Schlaganfallpatienten, der trotz seiner Einschränkungen ein Höchstmaß an Aktivitäten und Teilhabe erreichte. Die damit verbundene Energieleistung des Malers und die anhaltende Unterstützung der Familie sind zu bewundern. Schlüsselwörter: Lovis Corinth, Schlaganfall, Impressionismus, Expressionismus
The painter Lovis Corinth, his portraits and stroke S. Hesse, M. Krause-Schäfer
Abstract The article is on Lovis Corinth (1858 – 1925), a German painter who suffered a right-hemispheric stroke at the age of 53 in 1911. A hemiparesis left, a neglect syndrome, depression and fear of death were the sequelae. The portraits following the stroke well document the hemiparesis, the neglect syndrome and the partial recovery. A matter of debate is the potential influence of the stroke on the changing subjects of his oeuvre and a more expressive painting technique in his late years. Without doubt, Lovis Corinth is a perfect example of a stroke patient who achieved, by continuing his work, a perfect social and vocational reintegration, a strong family support was a major contextual factor. He thus became not only an outstanding representant of German impressionism but he also triggered the expressionistic era. Key words: Lovis Corinth, stroke, impressionism, expressionism
© Hippocampus Verlag 2010
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