Rezensionen 1 von 2: Aus: Nervenheilkunde 4/2002 Rezensent: Prof. Dr. D. Soyka, Kiel Das Ergebnis einer rehabilitativen Therapie bei hirngeschädigten Patienten hängt nicht allein von Art, Umfang und Lokalisation der Himläsion sowie der eventuellen Prozessaktivität ab. So verwundert es kaum, dass sich der Verlauf nach einem ersten Heilverfahren oft anders gestaltet als eigentlich erwartet. Verschiedene zusätzliche Faktoren kommen hier zum Tragen, und so war es das Ziel dieser Untersuchung festzustellen, welche Einflussgrößen die Prognose mitbestimmen. Neben den eigentlichen hirnorganischen Befunden sind dies vor allem variable persönliche und situative Bedingungen. Mit Hilfe von katamnestischen Erhebungen, Eingangs- und Ausgangsuntersuchungen, Eigen- und Fremdbefragung sowie speziellen Testverfahren wurde dieser Frage nachgegangen. Persönlichkeitstests dienten einer Überprüfung der prämorbiden und der aktuellen Persönlichkeitsmerkmale. Die Bedeutung weiterer Einflussgrößen, ihre Interaktionen und ihr prognostischer Wert sollten durch den Einsatz von Befragungen und Testbatterien ermittelt werden. Verwendet wurden u. a. das FPI, der Giessen-Test, die Gruppentestbatterie HLT und andere psychologische Testverfahren. Aus der Gesamtgruppe der untersuchten Patienten (n = 68) ließen sich 4 Untergruppen bilden, deren Größe zwischen 10 und 21 Personen schwankte, also im Einzelnen recht klein blieb. Patienten mit gravierenden neurologischen Ausfällen, wie schwere Hemiparesen, Hemianopsien oder Sprachstörungen, waren vom Studienkonzept her ausgeschlossen. Die 4 Gruppen unterschieden sich bezüglich der Arbeitsfähigkeit dadurch, dass diese bereits eingetreten, in absehbarer oder erst nach längerer Zeit oder auch längerfristig nicht zu erwarten war. FPI und Giessen-Test erwiesen sich als prognostisch wenig informativ. Von guter prognostischer Relevanz waren die Eingangstests in Verbindung mit Beurteilungen der persönlichen Situation und des klinischen Bildes. Dies galt erwartungsgemäß auch für das Ergebnis des Abschlusstests, je nach dessen Veränderung gegenüber der Ausgangssituation. Zur Beurteilung des prämorbiden Status waren die Selbsteinschätzung der Patienten und die Fremdeinschätzungen verhältnismäßig zuverlässige Kriterien. Es wurden Schwachstellen in der neurologischen Rehabilitation deutlich. Entscheidend für die Prognose ist es, auf die individuellen Bedingungen zugeschnittene Therapiekonzepte zu entwickeln, die das komplexe Interaktionsgefüge der verschiedenen prognostisch relevanten Faktoren berücksichtigen. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, frühzeitig solche Therapieprogramme einzusetzen und dann auch bei der Langzeitversorgung rechtzeitig realistische und zugleich auch realisierbare Wege einzuschlagen, um eine berufliche Wiedereingliederung der Patienten zu erreichen.
2 von 2: Aus: Not 3/2001 Die alltäglichen Erfahrungen bei der Rehabilitation neurologisch Erkrankter zeigen häufig einen Heilverlauf, der den anfänglichen Prognosen der Behandelnden widerspricht. Dies läßt vermuten, daß neben der eigentlichen Schädigung weitere Einflußgrößen den Therapieverlauf und die berufliche Wiedereingliederung ganz erheblich mitbestimmen. Während über die Wirksamkeit spezifischer Therapiemethoden bereits umfassende Erkenntnisse vorliegen, ist der Einfluß z. B. der Persönlichkeit des Erkrankten oder seines Umfeldes auf den Therapieverlauf noch wenig erforscht. Das vorliegende Buch versucht, ausgehend von Erfahrungen aus der alltäglichen Praxis sowie den Vorgaben der Kostenträger und der VDR-Rehakommission Antworten auf diese Fragen zu erarbeiten. Mit Hilfe von Untersuchungen über den Zusammenhang zwischen den Ausgangsdaten des Patienten, seinem Therapieverlauf und dem Erfolg der Rehabilitation, einer Abschätzung der prämorbiden und aktuellen Persönlichkeitszüge sowie der Durchführung von Katamnesen stellen die Autoren das Zusammenspiel der verschiedenen Einflußgrößen und ihren prognostischen Wert für den Rehabilitationsverlauf dar. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit, frühzeitig adäquate Therapieprogramme einzusetzen und bei der Langzeitversorgung rechtzeitig realisierbare Wege einzuschlagen, um die berufliche Wiedereingliederung des Patienten zu gewährleisten.
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