Rezensionen
1 von 3
Aus: neuroreha 2/2012, S. 93
Von: Martin Huber
In ihrem Buch lassen die Herausgeber Christian Dettmers und Klaus Stephan verschiedene, zum Teil namhafte Autoren zu aktuellen Themen der motorischen Rehabilitation von Patienten nach Schlaganfall zu Wort kommen. Das Buch ist in die drei übergeordneten Kategorien „funktionelle Grundlagen des sensomotorischen Systems“, „Behandlungsansätze“ und „Behandlungsziele und neurobiosoziale Perspektiven“ eingeteilt. Zu jeder Kategorie präsentieren und erläutern verschiedene Autoren in sehr kompakten Kapiteln (insgesamt 23 Kapitel mit jeweils ca. 6-20 Seiten) aktuelle Forschungserkenntnisse bzw. Therapietrends.
Zwei Kapitel werden beispielhaft näher beschrieben: zum einen das Kapitel „Motor learning after stroke“ von Gabriele Wulf. Die Autorin ist anerkannte Expertin zum motorischen Lernen und bekannt für innovative Ideen rund um das Thema Instruktionen. Im vorliegenden Text stellt sie unter anderem den Einfluss der Selbstannahmen des Übenden über seine eigenen Fähigkeiten auf das motorische Lernen dar. Eine neue Perspektive, die durchaus die praktische Arbeit mit Patienten beeinflussen kann. Zum anderen das Kapitel „modulares Stufenkonzept“ von Volker Hömberg und seinen Kollegen. Sie stellen eine neue Form der Neurorehabilitation dar. Hierbei geht es um definierte Behandlungspfade, die den Anspruch, einerseits evidenzbasierte Methoden einzusetzen und andererseits der Individualität des Patienten gerecht zu werden, in die Praxis umsetzen. Eine Idee, die den Leser ebenfalls zum Nachdenken anregt.
Weitere aktuelle Inhalte der Kapitel sind Effekte der passiven taktilen Stimulation auf die kortikale Reorganisation, Analyse gestörter Greiffunktionen, Grundkonzepte der Physiotherapie, Bewegungsvorstellungstraining, virtuelle Realität, transkranielle Magnetstimulation, pharmakologische Therapie der Motorik, kardiovaskuläres Training und andere.
In seiner Lesart unterstützt das Buch den Paradigmenwechsel, der in der Neuroreha momentan stattfindet – weg von einer sehr empirisch geprägten hin zu einer evidenzbasierten und leitliniengestützten Vorgehensweise in der Behandlung.
Das Buch ist vor allem für theoretisch orientierte Leser wie Dozenten für Physiotherapie und Forscher, die an „einer neurowissenschaftlich inspirierten und evidenzbasierten Neurorehabilitation“ interessiert sind, lesenswert und anregend. Da die Autoren die Themen in der Kürze der einzelnen Kapitel nicht vollumfänglich darstellen, ist für den geneigten Leser ein vertiefendes Selbststudium möglicherweise der nächste Schritt. An jedem Kapitel ist eine ausführliche Literaturliste angefügt.
Praktisch orientierte Leser stellt das Buch eher nicht zufrieden. Denn es enthält kaum Fall- oder Anwendungsbeispiele, die zum Selberausprobieren und –anwenden anregen.
Fazit: Wer sich ein Bild von aktuellen Entwicklungen, vor allem bezogen auf die Therapie der oberen Extremität, und Sichtweisen der Neurorehabilitation machen möchte, ist mit dem Buch gut beraten. Wer direkte und konkrete Handlungsanweisungen für seine praktische Tätigkeit erhofft, sollte die Finger von diesem Buch lassen.
2 von 3
Aus: neuro aktuell 2/2013, S. 29
Von: Dr. Klaus Gehring
Auch in den übenden Therapieverfahren, allen voran der Krankengymnastik, halten mehr und mehr Evidenz-basierte und Leitlinien-gestützte Therapien Einzug, seit es möglich ist, normale Reorganisation, Plastizität und damit auch funktionelle Rehabilitation darzustellen. Hier will das vorliegende Buch "stimulierende Übersicht" geben. In einem ersten Themenblock werden zunächst die funktionellen Grundlagen von Plastizität und zerebraler Reorganisation dargestellt. Insbesondere die bildgebenden Verfahren der PET und fMRT konnten kortikale Aktivitätsänderungen im Verlauf nach Ischämie belegen. In einem zweiten Abschnitt werden Grundkonzepte und unterschiedliche Techniken dargestellt, die in der motorischen Rehabilitation nach Schlaganfall Anwendung finden; neben "klassischen" Übungskonzepten kommen hier auch Techniken zur Darstellung, die sich momentan noch im Stadium der experimentellen Verfahren Verfahren bewegen, wie etwa Spiegeltherapie, Videotherapie oder Bewegungsvorstellungstraining. Auch eine Datenübersicht zur transkraniellen repetitiven Magnetstimulation (rTMS) und zur transkraniellen Gleichstromstimulation (tDCS)
wird zusammengefasst. Dem Gesamtthema Rechnung tragend werden pharmakologisches Enhancement, und kardiovaskuläres Training nur randständig beleuchtet. Ein dritter Themenblock konzentriert sich dann auf die Entwicklung von störungs adaptierten Stufenkonzepten bis hin zu Vorschlägen einer Leitlinienentwicklung in der motorischen Rehabilitation. Die Problematik und der Einfluss von Krankheitsverarbeitung findet in einem abschließenden Kapitel Berücksichtigung. Zusammenfassend ein wichtiges, wertvolles
Buch', welches erstmals als State of the art" für den Bereich der neurologischen Rehabilitation die derzeit in der Routine und in experimentellen Studien verfügbaren Therapien darstellt und einordnet. Das Buch ist jedem Angehörigen einer Berufsgruppe zu empfehlen, die sich mit Patienten mit neurologischen Störungsbildern beschäftigt, insbesondere nach Schlaganfall.
3 von 3
Aus: physiopraxis 5/2013, S. 61
Von: Martin Huber, Physiotherapeut und Dozent für Physiotherapie an der ZHAW in Winterthur
Dieses Buch belegt aktuelle Forschungserkenntnisse sowie Therapietrends der motorischen Rehabilitation von Patienten nach Schlaganfall. Es umfasst die funktionellen Grundlagen des sensomotorischen Systems, Behandlungsansätze und -ziele und neurobiosoziale
Perspektiven, Das Kapitel "Motor learning after stroke" zeigt, wie sich die Selbsteinschätzung des Übenden auf seine motorischen Fähigkeiten auswirkt - eine neue Perspektive, die die praktische Arbeit mit Patienten beeinflussen kann. Das modulare Stufenkonzept stellt neue definierte Behandlungspfade vor, um evidenzbasierte Methoden einzusetzen und der Individualität des Patienten gerecht zu werden. Weitere Inhalte sind zum Beispiel Effekte der passiven taktilen Stimulation auf die kortikaie Reorganisation, virtuelle Realität, pharmakologische Therapie der Motorik und das kardiovaskuläre Training. Das Buch unterstützt den Paradigmenwechsel in der Neuroreha hin zu einer evidenzbasierten Behandlung. Ein Buch für alle, die sich ein Bild über aktuelle Entwicklungen und Trends in der neurowissenschaftlich inspirierten und evidenzbasierten Neurorehabilitation besonders der
oberen Extremität machen möchten. Gute Vorkenntnisse sollten aber vorhanden sein. Vor allem Dozenten und Forschern ist das Buch zu empfehlen. Wer sich konkrete Tipps für die
Praxis erhofft, wird enttäuscht werden, da es kaum Fall - oder Anwendungsbeispiele enthält.
nach oben