Rezensionen 1 von 4: Aus: physiopraxis, Heft 10, Oktober 2007 Rezensent: Dr. Jan Mehrholz, Physiotherapeut, BSc, MPH aus Dresden Therapien im Aufschwung Anschaulich zeigt dieses aktuelle Buch, dass die Schlaganfallrehabilitation in den letzten Jahren einen enormen wissenschaftlichen Aufschwung erlebt hat. International publizierende Autoren zeichnen anhand interessant geschriebener Kapitel die Konjunktur nach. Man findet eine große fachliche Bandbreite, beginnend beim motorischen Lernen über die Plastizität bis hin zur Behandlung der Ataxie und der Beschreibung des Neglekts. Einzelne Kapitel entstanden aus Vorträgen eines Symposiums zur Schlaganfallrehabilitation anlässlich des physiokongresses 2006. Die Kapitel sind kurz gehalten, aber gerade dadurch gut überschaubar. Leider wirkt ihre Sortierung teilweise unstet. So stehen die sehr gut ausgearbeiteten Kapitel „Risikofaktoren des Schlaganfalls" und „Pathophysiologie" unter der Überschrift „Gesundheitstraining" am Buchende. Man vermisst zudem ein einführendes Kapitel mit Hintergrundwissen zur Häufigkeit, Verbreitung (Epidemiologie) und Bedeutung des Schlaganfalls, einer der wichtigsten Erkrankungen weltweit. Auch die in letzter Zeit entstandenen Studien zum Herz-Kreislauf-Training von Patienten nach Schlaganfall bleiben unerwähnt. Fazit: Ein sehr interessantes Buch zur Rehabilitation von Patienten nach Schlaganfall. Es ist sowohl Anfängern in der neurologischen Rehabilitation als auch erfahrenen Therapeuten zu empfehlen. Der Preis ist bei der gebotenen Fülle an Informationen gerechtfertigt.
2 von 4: Aus: neuro aktuell Nr.170, Heft 2/März 2008, S. 46 Rezensent: Dr. Gehring Itzehoe Der Schlaganfall ist bekanntermaßen eines der häufigsten neurologischen Krankheitsbilder. Sucht man nach Auslösern anhaltender oder zumindest längerfris-tiger Behinderungen, so nimmt er sogar den ersten Platz ein. Damit ist das Feld geebnet für ein Buch, welches sich der Rehabilitation von durch Schlaganfall entstandenen Schädigungen widmet. Das Buch basiert im Wesentlichen auf dem Fortbildungssymposium „Neurowissenschaft aktuell - der Schlaganfall", welches 2006 im Rahmen des Physiokongresses stattfand. Zu Beginn werden die theoretischen Grundlagen motorischen Lernens dargestellt. Von besonderer Praxisrelevanz: Es findet sich hier auch ein Kapitel zur Spiegeltherapie. Zum Thema „kortikale Plastizität" werden nicht nur die (erwarteten) fMRT-Daten vorgestellt, sondern auch ein Abriss zur medikamentösen Beeinflussung gegeben, welcher die aktuelle Studienlage berücksichtigt. Der Abschnitt „Assessment" ist ein Füllhorn nützlicher Skalen. Die übenden Therapieverfahren werden in einem anschließenden Abschnitt leider nur sehr kurz dargestellt und hinsichtlich ihrer Evidenz beleuchtet. Dies überrascht im ersten Moment, hätte man doch hier zunächst eine wesentlich praktisch orientiertere Darstellung erwartet. Es erklärt sich jedoch aufgrund der oben erwähnten Entstehung des Buches. Umfangreicher und dann wieder praxisrelevanter wird in der Folge auf die symptomatische Behandlung der entstandenen Schäden eingegangen, so etwa der Ataxie, der Blasenstörung, der Spastik, der Epilepsie oder der Schmerzen. Der Apraxie und den Neglects wird besondere Bedeutung geschenkt - leider wieder fokussiert auf Theorie und Evidenz. Abgerundet wird das Buch durch einen Exkurs zu pathophysiologischen Grundlagen des Schlaganfalls, Kreislauf und Gesundheitstraining. Zusammenfassend ein sehr gut zu lesendes Buch, welches komprimiert über den aktuellen Wissensstand in der neurologischen Rehabilitation von Schlaganfallpatienten informiert. Der Charakter entspricht dem eines Fortbildungscurriculums - was das Buch im Grunde ja auch ist. Eine Erweiterung um praktische Bezüge hinsichtlich der genannten Therapieformen ist den Lesern zu wünschen und den Herausgebern zu empfehlen; nützlich ist es zweifelsfrei schon jetzt.
3 von 4: Aus: Nervenheilkunde 3/2008, S. 214f. Rezensent: D. Soyka, Kiel Die Basis des vorliegenden Buches bildete eine Reihe von Referaten anlässlich eines Fortbildungssymposiums im Jahre 2006 über den Schlaganfall und seine Rehabilitation, ergänzt durch zusätzlich angeforderte Arbeiten zu weiteren wichtigen Teilbereichen des Themas. Der Leser sollte aber keine umfassende Darstellung der Schlaganfallrehabilitation erwarten, denn einige wichtige Themen wie die Therapie der Aphasie und anderer Sprachstörungen bleiben ausgeklammert. Die nun vorliegende Zusammenstellung soll für die an der motorischen Rehabilitation interessierten Physiotherapeuten und Ärzte einen gemeinsamen Informationsstand schaffen. Die Kapitel betreffen das motorische Lernen, die dabei eine Rolle spielenden Einflussgrößen und ihre Optimierung, die Grundlagen prozedualen und motorischen Lernens, das mentale Training und die Spiegeltherapie, die Plastizität des Zentralnervensystems, die medikamentösen Einflussmöglichkeiten bei der motorischen Rehabilitation, das motorische Assessment mit der Beschreibung vieler Tests und Skalen zu Einzelfragen, die individuelle Zielsetzung der Schlaganfallrehabilitation, die Bedeutung der Physiotherapie für das Behandlungsergebnis und die hierzu vorhandenen evidenzbasierten Verfahren, die Ataxie, Einzelbereiche wie Behandlung der Spastik, Kreislauf- und Gesundheitstraining. die pathophysiologischen Grundlagen des Hirninfarktes, Risikofaktoren, Apraxie, Neglect, psychische und neuropsychologische Komorbiditäten. In der Reihenfolge der abgehandelten Themen vermisst der Rezen-sent eine durchgehende klare Linie und inhaltliche Ordnung. Zu den Hauptaufgaben des Physiotherapeuten gehört die Wiederherstellung der Gehfähigkeit nach dem Insult und die Verbesserung der Armfunktionen, und er muss dem Patienten vermitteln, wie dieser mit den krankheitsbedingten bleibenden Defiziten im Alltag zurechtkommen kann. In der Therapie der gestörten Motorik ist manches gesichert, anderes fraglich. Gesicherte Erkenntnis ist, dass eine früh, möglichst schon wenige Tage nach dem akuten Ereignis einsetzende intensive Physiotherapie bessere und nachhaltigere Resultate liefert als eine später beginnende und weniger konsequente Behandlung. Für die speziellen, in der Schlaganfallrehabilitation eingesetzter; Techniken wie z. B. das Bobarth-Konzept ist bisher nicht erwiesen, dass sie zu besseren Ergebnissen führen als eine herkömmliche Behandlung. In einem Review konnten die Autoren noch nicht einmal Evidenz dafür finden, dass solche spezifischen Behandlungsansätze bessere funktionelle Ergebnisse erzielen "als reine Versorgung und pflegerische Betreuung". Das gilt auch für bilaterales Üben. Generell ergibt sich als Resümee, dass Patient, Arzt und Physiotherapeut eng zusammenwirken und gemeinsam das realistische Ziel der Rehabilitation festlegen müssen, denn das tatsächliche Therapieergebnis wird nicht zuletzt von der Effizienz dieser Kooperation abhängen. Eine nützliche Lektüre für alle in der Rehabilitation aktiven Ärzte und Physiotherapeuten.
4 von 4: Aus: Ergotherapie & Rehabilitation 6/2008, S. 38 Rezensentin: Sabine Bühler. Ergotherapeutin BSc Occ Th Diese Zusammenstellung aktueller wissenschaftlicher Beiträge, u.a. auch vom 2. Physiokongress 2006 in Aachen, beleuchtet die Rehabilitation nach Schlaganfall aus unterschiedlichen Perspektiven. Die Herausgeber schaffen damit für alle Therapeuten und Ärzte, die an der motorischen Rehabilitation interessiert sind, einen gemeinsamen Informationsstand zur aktuellen Forschung. Es ist ein spannendes Buch mit vielen guten Beiträgen, die auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Wenngleich ursprünglich für Physiotherapeuten konzipiert, sind die Beiträge für alle Therapeuten, die neurologische Patienten behandeln, von Bedeutung und lesenswert. Damit legen die Autoren eine Grundlage für die Interdisziplinarität in der Behandlung von Infarktpatienten und fördern den Austausch im Rehabilitationsteam. Die Themen sind breit gefächert, legen aber einen Schwerpunkt auf Fragestellungen, die in üblichen therapeutischen Lehrbüchern wenig zu finden sind, z.B. zu Motorischem Lernen, Plastizität, Assessment und Zielsetzung in der Rehabilitation, Evidenznachweisen sowie zur Behandlung von Ataxie, Spastik, Blasenstörungen, epileptischen Anfällen, Schmerzen und insbesondere der schmerzhaften Schulter. Die Palette der Therapieansätze reicht weiter bis hin zum Kreislauftraining aus sportmedizinischer und kardiolo-gischer Sicht, zum Gesundheitstraining sowie zu Fragen nach der psychischen und neuropsychologischen Komorbidität, z.B. der Apraxie und des Neglects. Allen Therapeuten in der motorischen Rehabilitation ist besonders das Kapitel zum Motorischen Lernen zu empfehlen. Denn daraus ergeben sich ganz konkrete Hinweise zur Therapiedurchführung, gut fundiert durch Studienergebnisse. Von besonderem Interesse ist sicher das Kapitel zu evidenz-basierten Verfahren in der Physiotherapie mit einem sehr guten Überblick über verschiedene Therapieverfahren und den dazu bereits durchgeführten Studien. Auch der Ergotherapie ist demnach eine evidenzbasierte Effektivität zuzuordnen.
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