Rezensionen 1 von 3: Aus: BETRIFFT 1/2003 Spurensuche Viele Migranten präsentieren somatische Symptome, und daraufhin werden zahlreiche Untersuchungen ohne pathologisches Ergebnis durchgeführt. Die Autoren dieses Buches gehen den Spuren nach, die von sozialen und psychischen Lebensbedingungen als Manifestation von Krankheit hinterlassen werden.
2 von 3: Aus: Rheinisches Ärzteblatt 3/2002 Rezensent: bre Probleme des Zusammenlebens von Deutschen und Ausländern zeigen sich auch im medizinischen Bereich. Oft haben diese ihre Ursachen auf kulturellem, kommunikativen und administrativen Gebiet. Das sollte auch bei der Fort- und Weiterbildung in der Medizin aufgegriffen werden und so neben dem fachlichen Wissen die kommunikative und soziale Kompetenz der Ärzte gestärkt werden. Dies ist ein Ergebnis der Migrationsveranstaltung in Hilden, deren Referate der Dokumentationsband vorstellt. Die über 100 Teilnehmer aus dem Gesundheitswesen, der Selbsthilfe und der Politik aus verschiedenen Ländern diskutierten über Kommunikation, Kultur und Sprache, Infektionsschutz und Geschlechtskrankheiten, über Begutachtung zwischen humanitärem Anspruch und juristischer Erfordernis, Prävention für Kinder und Jugendliche, Psychosoziale Versorgung und Betreuung und über die Bedeutung gesundheitlicher Screeningverfahren. Die Dokumentation wird ergänzt durch die Ergebnisse der Arbeitsgruppen, die während der Veranstaltung tagten, zahlreichen Literaturangaben und durch ein Stichwortverzeichnis. Zur weiteren Vertiefung einzelner Vorträge sind die Anschriften der Referentinnen und Referenten angegeben. Krankheiten und ihre Symptome sind nicht ausschließlich physiologischer Natur, jede Kultur hat auch oftmals ihre »eigenen« Krankheitsbilder entwickelt. Auf diese Herausforderungen einzugehen und sich darüber bewusst zu werden, dass die Behandlung von Ausländern auch etwas mit dem Verständnis für deren Kulturkreis zutun hat, weist das vorliegende Werk von Dettmers, Albrecht und Weiller hin. Darüber hinaus haben Einwanderer und ihre Nachkommen oft mit Schwierigkeiten zu kämpfen, die mit ihrer speziellen Situation in einem »fremden« Land zu tun haben. Dabei wird der fachliche Schwerpunkt auf die Probleme der Gesundheitsversorgung vom Migranten in der neurologischen Rehabilitation und nervenärztlichen Versorgung in der Praxis gelegt. Die Autoren stellen fest, dass die neurologischen Beschwerden eng mit dem Integrationsgrad und dem kulturellen Klima zusammenhängen, in dem die Migranten leben. Bei der Beleuchtung der Versorgungsstruktur beziehen sich die Autoren vor allem auf die Situation in Hamburg. Neben Flüchtlingskindern und traumatisierten Flüchtlingen wird auch aufprägen der kultursensiblen Pflege im Krankenhaus eingegangen.
3 von 3: Rezensent: Peter Frommelt Die Integration der Migranten wurde lange Zeit als ein Problem erachtet, das sich durch Nachwachsen der zweiten und dritten Generation von selbst löst oder zumindest vornehmlich eine Aufgabe und ein Problem der Migranten ist. Die Gesundheitspolitik hat bis vor kurzem wenig Anstrengungen unternommen, auf die Bedürfnisse und Belange der Migranten einzugehen. So vielfältig wie die unterschiedlichen Kulturen und Gesellschaftsformen sind jedoch häufig auch die Krankheitsbilder von Angehörigen verschiedener Ethnien. Allzu oft stehen medizinische Fachkräfte hilflos vor Symptomen ihrer ausländischen Patienten, die in unserer Kultur unverständlich scheinen. Das vorliegende Buch stellt ein Plädoyer für einen Zugang zu den gesundheitlichen Problemen von Migranten dar, der sowohl die kulturellen Besonderheiten der jeweiligen Herkunftsländer als auch die oft traumatischen Erlebnisse während der Migration berücksichtigen soll. Die einzelnen Beiträgen beleuchten u. a. Faktoren, die bei Migranten für das Auftreten von Krankheiten prädisponierend sind, und intrapsychische Prozesse, die während der Migration regelhaft ablaufen und später häufig zu konflikthaften Fehlverarbeitungen führen. Das Buch will damit für das Problem der Gesundheitsversorgung von Migranten in der nervenärztlich/psychotherapeutischen Praxis und in der neurologisch/psychiatrischen Klinik sensibilisieren. Über den Kernbereich der nervenärztlichen Fragestellungen hinaus wendet sich der Band an alle, die im Gesundheitsbereich mit Menschen aus anderen Kulturen zusammentreffen, und darüber hinaus an einen breiteren, gesundheitspolitisch und gesellschaftlich interessierten Leserkreis. Das Buch bietet konzeptionelle Grundlagen für eine verbesserte gesundheitliche Versorgung von Migranten und stellt damit einen pragmatischen, nicht nur rhetorischen Beitrag im Rahmen der Zuwanderungsdebatte dar. »Dies ist ein seit langem notwendiges Buch. Es wird die Diskussion um das Thema Migration und Gesundheit nachhaltig beeinflussen.«
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